Pibach hat geschrieben:berlinonaut hat geschrieben:Wer ohne Gucken und Bremsen im vollen Berufsverkehr mit Speed über eine (bzw. jede) rote Ampel fährt an einer gut befahrenen Kreuzung bei laufendem Querverkehr gefährdet sich bewusst und absichtlich und ebenso andere. Ausser eben er hat Hirnstruktur und Bewusstsein einer Amöbe ...
Also eben sehr unwahrscheinlich, dass das so passiert. Vielleicht also eher ein Beobachtungsfehler? Da sollte man mal innehalten und erstmal prüfen, was tatsächlich die Zusammenhänge sind und welchen Einfluss die Beregelung hat.
Worauf beziehst Du Dich denn mit dem "also"? Das ist nicht "sehr unwahrscheinlich", das sehe ich jeden Tag zigfach. Und innehalten tue ich da - ich halte ja an der roten Ampel... Natürlich gibt es Ampeln, die man als Radler pragmatisch gefahrlos ignorieren kann, weil sie keinerlei Verkehr regeln. Aber eben auch reihenweise andere - und auf die beziehe ich mich. Du scheinst mal wieder Dinge, die Dir nicht gefallen, schlicht zu leugnen...
Pibach hat geschrieben:
Die Polizeiberichte, die einen Zusammenhang von Unfällen und Regelüberschreitungen sehen wollen, beruhen ja auf bestimmten Erwartungen und Erhebungsverfahren. Dass derlei Mutmaßungen einer fundierten Prüfung standhielten, bezweifle ich stark.
Hast Du Dir die verlinkten Unfallberichte mal durchgelesen? Exemplarisch:
- Radfahrer ignoriert rote Ampel und nagelt Fussgänger um, der bei grün die Strasse quert -> Hätte er gehalten, hätte er den Fussgänger wohl nicht umgenagelt. -> klarer Zusammenhang
- Zwei Radfahrer stossen frontal zusammen auf dem Radweg im Dunkeln. Einer fuhr ohne Licht entgegen der Fahrtrichtung. Hätte er das nicht getan hätte es keinen Zusammenstoss gegeben.
- Autofahrer überholt Radfahrer, der seinerseits einen Zweite-Reihe-Parker überholt, und berührt ihn (bzw. sie in dem Fall). Es kommt zum Sturz mit schweren Kopfverletzungen. Autofahrer flüchtet. Hätte der Autofahrer den Sicherheitsabstand eingehalten hätte er nicht überholen können, der Unfall wäre nicht passiert. Über die Unfallflucht brauchen wir gar nicht reden.
- Autofahrer schlägt Radfahrer mit Schlagstock bewusstlos. Geht nicht ohne Regelverstoss...
- LKW überfährt rote Ampel und tötet dabei Radfahrer. Kein Regelverstoss, kein toter Radfahrer.
etc. etc.
Ich find es nicht schwer und auch nicht verwegen da einen direkten Zusammenhang zwischen Regelverstoss und Unfallursache zu finden. Da kannst Du gerne noch beliebig lange weiterprüfen.
Pibach hat geschrieben:
Die prohibitive Wirkung von Beregelung ist sowieso wohl auch hier um Größenordnungen stärker, als der denkbare Sicherheitsgewinn.
Das ist eine triviale Nullaussage. Nicht jeder, der zu Fuss, per Auto oder per Rad eine rote Ampel ignoriert verursacht in jedem Fall einen Unfall oder stirbt sofort. Wenn alle immer alle roten Ampeln ignoreren würden wäre der Verkehr "italienisch" und die Vorfahrt würde auf andere Art geregelt. Ob das zu mehr oder weniger Unfällen führen würde und welche Auswirkungen das auf den Verkehrsfluss hätte ist unklar. Wenn aber die gesellschaftliche Konvention ist "rot=stehen, grün=gehen" und sich der überwiegende Teil der Verkehrsteilnehmer daran hält und darauf verlässt, ein kleinerer Teil das jedoch unvorhersehbar ignoriert steigen Stresslevel und Unfallrisiko. Generisch gesagt: Jedwede Regelungen dienen dazu, auch den schwächeren und weniger schlauen, die eine Situation nicht perfekt beurteilen können, ein Überleben zu ermöglichen. Sie dienen (zumindest im Normalfall) nicht dazu ein 100%iges Unfallrisiko auszuschliessen. Wenn Du nachts um drei auf menschenleerer Strasse eine rote Fussgängerampel ignorierst wird Dir wahrscheinlich kein Unheil widerfahren. Wenn doch bist Du aber schuld, weil Du gegen die Konvention verstossen hast und eben nicht schlau genug, Dich der Situation angemessen zu verhalten.
Sprich: Regeln dienen (nicht nur im Strassenverkehr) dazu ein Risiko zu begrenzen und gehen typischerweise zu Lasten der Freiheit des Individuums. Sie sind also immer ein Kompromiss, der manchen Leuten nutzt und manche Leute behindert. Gesamtgesellschaftlich sollte die Bilanz positiv sein und das Risikolevel, das akzeptabel ist, abbilden. Wenn ich 1 Mio Verkehrstote jährlich bereit bin zu akzeptieren als Gesellschaft werde ich andere Regeln haben als wenn es "nur" 50.000 sein dürfen.
Pibach hat geschrieben: Dass Regeln bei Radfahrern wohl weniger Einfluss auf die Verkehrssicherheit haben, als gemeinhin angenommen, deuten ja auch schon die Erfahrungen in den Niederlanden mit den für Radfahrer freigegebenen Ampeln an.
Wie sind die denn? Wenn Ampeln dort für Radfahrer freigegeben sind ist das übrigens ebenfalls eine Regelung... Ich glaube ich muss Motte beipflichen: Du bist mal wieder in einem Paralleluniversum unterwegs...
