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Lenkerbruch

Verfasst: Mo Okt 18, 2010 5:31 pm
von Speedsix
Beitrag des NDR über Brüche an
Alu -Lenkern aus dem Baumarkt...


http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/m ... er101.html


Immer wieder herrlich wie der Mist auf dem Velo Tech Prüfstand versagt. :evil:

- Wünsch ich keinem in freier Fahrt!!!!


Marco

Lenkerbruch

Verfasst: Mo Okt 18, 2010 6:05 pm
von Motte
Wünsche ich wahrlich keinem.

Das Problem ist, dass Du kaum noch Stahllenker bekommst. Und wenn ich sehen, wie so manche Glocke (mit Blechschelle) oder billige Korbhalterung aus Stahl an den Alu Lenker geschraubt wurde, wird mir eh ganz anders. Wenn die dann nach einem Umfaller (oder dem umgedrehtem Rad beim Reifenflicken) wieder gerade gerückt wird, kannst Du auch gleich einen Rohrschneider ansetzten.

So gesehen passiert erstaunlich wenig. :roll:

Lenkerbruch

Verfasst: Sa Okt 23, 2010 5:50 pm
von EmilEmil
Hallo Speedsix, Hallo Motte,
Danke für eure Beiträge und ich stimme überein, möchte einen Punkt aber diskutieren : Der betrifft die pauschale Verdammung der Werkstoffpaarung Alu-Legierung/Eisen-Legierung, wie sie im Beitrag des NDR gemacht wird. Grundsätzlich ist eine Alu-Legierung Kerb-empfindlicher als eine Eisen-Legierung (Stahl) und hat auch keine definierte Dauerfestigkeit., was dem "ewigen" Leben eines Aluminium-Lenkers eine Grenze setzt (Insofern muß man ihn bei einer bestimmten Kilometerleistung auswechseln). Bei einer guten Konstruktion zB einer Vorbau-Lenker-Klemmung (Verrundungsradien, symmetrische Einspannung durch mindestens 2 Schrauben, d.h. geteilte Lenkerklemmung u.a.) bleiben eigentlich nur zwei Punkte übrig, die Probleme machen könnten : a) unterschiedliche Wäemeausdehnung (Koeffizient Stahl ~ 11,5 x 10xx-6/Grad Kelvin, Alu ~23 x10xx-6/Grad Kelvin) ; das führt selbst 50 Grad Temperaturschwankung und 25,4 mm Klemm-Durchmesser nur zu einer Differenz von < 2/100 mm, ist also vernachlässigbar. b) der Spannungskorrosion (Kontakt-Korrosion) ist mit einem Isoliermittel (Klarlack als permanentem Schutz und Wachs als tempörärem Schutz o.ä.) zu begegnen. Das im NDR gezeigte Beispiel zeigte etliche Macken nicht durch die Werkstoffpaarung, sondern durch die scharfkantige und wenig maßhaltige unsmmetrische (Nur eine Schraube !) Ausbildung des Klemmteils. Die etwas weniger problematische (Kein Festigkeits-relevantes Teil) Ausführung bei Klemmschellen für Radglocken wurde mit Recht schon angeprangert. Warum wird dieser Unfug immer noch hergestellt und verbaut, zumal es ja zum gleichen Preis Glocken mit Kunststoff-Unterteil gibt ? Der Hersteller Humpert gibt wie der NDR-Beitrag die Warnung raus, keinen Aluminium-Lenkerbügel in einem Stahlvorbau zu verwenden (Der NDR Beitrag zeigt nur, daß der Stahl-Vorbau mit wenig Sorgfalt und nicht maßhaltig gemacht war). Diese Ansicht teile ich nicht. Warum ? Humpert verwendet in einigen Lenkervorbauten die Paarung Alu-Klemmknauff und Edelstahlvorbauschaft (Der Klemmknauff ist im Edelstahlschaft eingeklebt ). Hier verhindert der Klebstofffilm die Spannungskorrosion. Ich verwende einen Humpert-Vorbau dieser Paarung in meinen 20" Prototypen. Den Stahl-Lenker hätte ich trotzdem gern gegen einen Alu-Lenker getauscht, da die Werkstoff-Paarung Alu/Alu bessere Haftreibungswerte (50% plus) gegenüber Stahl/Alu hat. Bei 20 cm Kröpfung muß die Klemmung im Vorbau ein hohes Haftreibungsmoment aufbringen. Die vergleichbaren BMX-Lenker haben alle eine symmetrische (geteilte) Klemmung mit vier (!) Bolzen. Beim Faltrad-Lenker kann ich aber wegen der Verstellung (und auch wegen des Faltmaßes) nur zwei Bolzen (einer davon als Schnellspanner) verwenden. Ähnliche Paarungsprobleme gibt es bei der Sattelstüze. Stahlrahmen und Aluminium-Stütze war in der Ära vor den Aluminium-Rahmen eine Standard-Paarung für sportliche Räder. Bis heute haben es einige Hersteller immer noch nicht geschafft, daß sich beim Verändern der Sattelhöhe durch Lösen der Klemmung und höher (tiefer) stellen, zickzackförmige Rifen in der Sattelstüzenoberfläche ausbilden. Solche Riefen sind ideale Kerben, um einen Dauerbruch hervorzurufen und sehen darüberhinaus häßlich aus (Bei Stahl rosten sie dann auch relativ schnell). Ein kleiner Radius (Kugel) am Klemmschlitz und dessen kreisförmigen Auslauf und schon ist das Problem gelöst (Hab ich selbst durch-exerziert !). Warum verfolgt einen diese Sache bei einigen Rädern immer noch ? Erfreulicherweise habe ich noch kein Dahon-Faltrad oder einen Wettbewerber der jünsten Zeit gesehen, bei dem die Sattelstütze mit dem Logo von ZickZack-Airlines gezeichnet war.

MFG EmilEmil

Lenkerbruch

Verfasst: Sa Okt 23, 2010 7:40 pm
von Schluppi
Hallo EmilEmil,

ich habe an meinem Curve (leider) das tolle Zickzackmuster an der Sattelstütze hinten, weil die Aluhülse im Sattelrohr oben am der Schlitzkante offensichtlich nicht sauber entgratet war. Erst ein Nachbearbeiten mit feinem Schmirgelpapier brachte Abhilfe. Sowas gibt es also auch noch heute :)

Gruß
Sebastian

Lenkerbruch

Verfasst: Sa Okt 23, 2010 8:40 pm
von Motte
Jo, dass hatte ich an meiner zweiten Cane Creek Stütze auch geschafft. Rein ging sie super und dann saß sie fest und ging nur mit hin und her wackeln wieder raus. Mit 400 er Schmirgel war das aber zu bereinigen.

EmilEmil,

stimme Dir grundsätzlich zu. Gibt ja auch Lenker/Vorbau Hersteller die 10 Jahre Garantie geben.
Schwachpunkt ist die Massenproduktion mit mangelnder Qualitätskontrolle. Bei vielen Rädern im unteren und mittleren Preissegment wird verbaut was grad da ist und überall versucht ein paar Cent zu sparen.

Und nur als Beispiel.
Dann machen sich wieder alle über die Warentester lustig, weil die zwei Räder mit unterschiedlichem Namen aus der gleichen Produktion völlig unterschiedlich bewerten. Die hatten in dem Fall zwar die gleiche Felge und die gleiche Bremse, aber unterschiedliche Bremsgummis. Und Warentest hat getestet wie gekauft.

Nächster Schwachpunkt wäre dann der Kunde. Der macht mit dem Alu Lenker dann das, was er mit dem St 37 Stahlrohr von früher schadlos hätte machen können. Nur wog das Rad damals wegen der dicken Wandstärken auch locker 25 Kilo.
Ich glaube auch nicht, dass die 20 Zoll Dahon Gabel, der lange Vorbau und das kurze Steuerrohr wirklich gut dafür geeignet ist eine Treppe runter zu fahren. Aber genau so ein Unsinn wird damit gemacht.

Übrigens an meinem Utopia Timor Faltrad ist der Lenker aus Stahl und sitzt in einer Klemmung mit 4 Schrauben :mrgreen:

Gruß
Udo

Lenkerbruch

Verfasst: So Okt 24, 2010 12:37 pm
von EmilEmil
Hallo Schluppi, Hallo Motte
Fürs Nachbearbeiten von Alusattelstützen (ZickZack-Airline-Logo) nehme ich sogar 800-er
oder 1000-er Schleifpapier (Schmirgelleinen) in Kombination mit Caramba (WD 40 sollte auch
gehen, natürlich gibt es noch Spezialöle), was ganz gut funktioniert. Der feine Abrieb
verbindet sich mit dem Öl und glättet noch besser als wenn man trocken arbeitet. Da kann
man sich auch "greifbar" vorstellen, was die Sand- und Staubkörner mit der geölten Kette
machen.
Jedes Fahrrad kann durch unsachgemäßen Gebrauch "hingerichtet" werden. Der Kunde, der
seine "Sozialisation" auf dem vollgefederten Mountainbike mit Downhill und Freeride
erfahren hat, ist in der Gefahr, diese Beanspruchungen mit anderen Rädern zu versuchen.
Stichworte Treppenfahren,Schalten unter Last. "Leichtbau" beim Fahrrad war nicht nur
heute, sondern auch in der Vergangenheit ein Güte-Kriterium. Es kommt gegenwärtig hinzu,
daß "Leichtbau" viel weiter verbreitet ist als früher. Und "Leichtbau" scheint ein
Suchtpotential zu besitzen. In meinem Bekanntenkreis besitzt einer ein Rad, das er mit
allen Mitteln im Gewicht auf 4,7 kg gebracht hat (Über Bahnübergänge wird es allerdings
getragen; leicht genug ist es ja ! :mrgreen: , über die Kosten schweige ich lieber) Nun
sollte ein Faltrad gewiß tragbar sein. Andererseits ist es im Hauptzweck ein Verkehrsgerät
und sollte dementsprechend ausgerüstet sein. Aber selbst der gute,alte ST37 führt nicht
zwangsläufig zu besonders schweren Rädern. Mein 24" Faltrad startete vor 32 Jahren mit ~
15,0 kg (Dreigangnabe,Zwei Gepäckträger,Beleuchtung) und hat heute 17,5 kg mit i-Motion9
(+ 1,0 kg) ,Kabelschloß (+0,6 kg) Spiegel (+0,3 kg) Werkzeugdose incl. Inhalt (+0,5 kg),
sowie Tretlagerbügel (+0,3 kg) und Ergogel-Griffen (+0,2 kg). Nach meiner Ansicht
notwendige Dinge. Von den 25 kg sind wir da schon noch etwas entfernt. Alu-Lenker,
Alufelgen und Sugino-Kurbel haben das Zusatzgewicht etwas abgemildert. Natürlich schlägt
der Rahmen (incl. Gabel) mit unverändert 4,6 kg zu Buche, wovon man realistisch 2,0 kg
einsparen könnte. Stichworte Konifizierung, Crom Molybdän-Rahmen. Beim Lenkervorbau ist
auch noch Einsparpotential. Am Ende meine ich, daß ein Faltrad mit 13,0 kg +XXX g einen
guten Kompromiß zwischen Eigengewicht, Stabilität, Alltagstauchlichkeit und
Preiswürdigkeit besitzt. Das Rahmenmaterial kann auch Aluminium sein. Nach meinen
Überlegungen würde so etwas ca 1000 € kosten. Wenn das Rad 4000 € kosten darf, kann man
auch 10,0 kg +- XXX g anpeilen. Statt 30 € kostet der Sattel dann 300€ und spart 150 g ,
beliebig fortsetzbar !. Im Rennrad-Trimm liegt dies Rad dann bei 6,0 Kg +- XXX g. Ich
persönlich kann mit dem doppelten Gewicht sehr gut leben, gut geht es mit 17,5 kg eh
schon.
MfG EmilEmil