FALTRADFORUM

derMac hat geschrieben: Ich kenne einige Radfahrer, die Straßen so gut es geht meiden und besonders Nichtradfahrer weisen regelmäßig auf die Gefahren des Radfahrens hin, wenn man ohne Helm fährt. Diese Tendenz finde ich sehr bedenklich.

Genau.
Gibt auch viele Autofahrer mit der Grundeinstellung, dass Fahrradfahrer unverbesserlich leichtsinnig seien, sich die Gefahr quasi selbst suchten, im Revier der Autofahrer "wildern" und eigentlich bemittleidenswert sind, weil die einzigen Gründe, die für das Radfahren sprechen offenbar finanzielle seien. Diese Haltung akzeptiert man durch das Helmsymbol. Und buhlt um Anerkennung im Straßenverkehr. All das sind aber unglückliche Signale, die sich negativ Rückkoppeln. Und wie sich solche Spiralen runterschaukeln, sehen wir ja an vielen Beispielen (Australien, USA, Canada, Schweden uvm), in denen jeweils hoher Behelmungsquote, geringe Radfahrerquote und nachteilige Sicherheit miteinander korrelieren.

Leider kann man sich das nicht aussuchen, wann man stürzt. Das kommt eigentlich immer aus heiterem Himmel.
Das übelste Erlebnis hatte ich da im Winter vor drei Jahren als Fußgänger. Vor unserem Haus (Spielstraße) war es durch Vereisung auf Schnee spiegelglatt. Ich zog da mit zwei Eimern Sand zum Streuen los, auch ganz sozial rechts und links von unserem Grundstück.
Als ich fast fertig war, passierte es: Ausgerutscht und nach hinten gefallen. Reflex zum Abstützen funktionierte nicht, weil ich in dem Moment die Eimer trug.
Ganz fieser Aufschlag mit dem Kopf, nur die Mütze dämpfte das minimal.
Ich wollte damit sagen, der Kopf ist bei Stürzen immer stark gefährdet. Fahre ich nur mit 20 km/h, sind das umgerechnet ja schon 5,55 Meter in einer einzigen Sekunde. Kopf mit dem Tempo auf ein stehendes oder querendes Hindernis, das langt schon.
Auf alle Fälle habe ich mir kürzlich wieder einen neuen Helm gekauft: Jeder Schutzengel dürfte sich über derartige Vernunft freuen. Wer immer volles Risiko im Leben sucht, den erwischt es früher oder später, siehe den Herrn M.Sch.

Weinbergschnecke hat geschrieben: Auf alle Fälle habe ich mir kürzlich wieder einen neuen Helm gekauft: Jeder Schutzengel dürfte sich über derartige Vernunft freuen. Wer immer volles Risiko im Leben sucht, den erwischt es früher oder später, siehe den Herrn M.Sch.

Vernunft? Und wofür der Unfall von Michael Sch. steht? Doch eher, dass es ihn in einer völlig alltäglichen Situation getroffen hat, statt in irgendeinem riskanten Manöver.

Skifahren ist eine der Sportarten mit deutlich erhöhtem Verletzungsrisiko. Die amtliche Statistik nennt zwar nur 43.000 Verletzte in Deutschland pro Jahr, aber ob das wirklich stimmt? Zumindest gefühlt kann das kaum stimmen: diverse Leute aus unserem Umfeld (von Bekannten über Nachbarn bis Kollegen) haben sich bereits im Wintersport verletzt, teilweise mit bleibenden Schäden oder monatelangem Ausfall.
Für mich ist Skifahren (Abfahrt) keine "alltägliche Situation", sondern ein Sport mit deutlich erhöhten Risiken.
Auch wer ein "guter" Skifahrer ist, den kann es eben erwischen, wie den Herrn Sch.
Entscheidend ist die Summe der Risiken, die man im Leben eingeht für die Wahrscheinlichkeit, dass einem etwas passiert.
Auch beim Radfahren gibt es ein Unfallrisiko, das aber durch die Anzahl der Radfahrer relativiert wird: 2012 knapp 74.776 erfasste verunglückte und 406 getötete Radfahrer. Dazu gibt es sicher eine hohe Dunkelziffer an Stürzen oder Kollisionen mit Hindernissen, die in keiner Statistik auftauchen.
Da ich weiß, auch mich kann es jederzeit mal wieder erwischen, ist ein Helm eben nur konsequent.

Moin Schnecke
Ich finde, daß das sehr schöne Beispiele von Dir sind.
Für eine angemessene Erwiederung frage ich zunächst nach, welcher Teil Deines Kopfes bei jenem beschriebenen Sturz worauf aufgeschlagen ist.
(Aus deiner Schilderung ist natürlich naheliegend, daß das der Hinterkopf auf den gefrohrenen Boden war, diese Schlußfolgerung aus der Beschreibung ist jedoch nicht zwingend. Du kannst z.b. den Kopf gerade nach hinten gedreht haben und somit miot der Stirn aufgeschlagen sein, und /oder gegen eine Grundstücksmauer gestoßen sein)
Desweiteren die Frage, ob Du durch diesen Sturz schwerwiegende oder bleibende Schäden erlitten hast?

Gruß Karsten

Entscheidend ist wohl immer die Geschwindigkeit eines Aufschlages und wie die Bewegungsenergie dabei abgebaut wird.
Bei meinem Ausrutscher auf der vereisten Straße lässt sich das nur ungefähr rekonstruieren.
Ganz in freiem Fall war der Kopf ja nicht, weil die Füße ja nach vorne rutschten. Entsprechend war der ganze Körper in dieser Schrägbewegung nach vorne, wobei der Hinterkopf dann aufschlug.
Der vereiste Schnee war dabei sicher günstiger für den Abbau der Bewegungsenergie, als nacktes Betonsteinpflaster.
Immerhin war das nur ein Fall aus dem Stand, bei Sturz mit Fahrradtempo ist das Risiko schwerer Kopfverletzungen natürlich viel höher.
Natürlich habe ich diesen geschilderten Aufschlag überstanden, war aber lange etwas benebelt und der Kopf tat noch tagelang weh.
Ein Kopf hat eben fast keine "Knautschzone" und harte Aufschläge können selbst mit Helm, siehe M. Sch., noch lebensgefährlich sein.
Zumindest mindert man mit Helm sein Risiko und ich fände so eine Regelung wie in Spanien (Helmpflicht außerhalb von Ortschaften) nur vernünftig.
Zivilisation bedeutet auch, dass der Mensch dazulernt: Vor 60 Jahren war die übliche Kopfbedeckung bei Motorradfahrern eine Art Mützchen aus Stoff oder Leder. Windschutz und sonst fast nichts.

Weinbergschnecke hat geschrieben:ich fände so eine Regelung wie in Spanien (Helmpflicht außerhalb von Ortschaften) nur vernünftig.

Weil die überwiedende Mehrzahl der schweren Kopfverletzungen bei Radfahrern außerhalb von Ortschaften entsteht oder weil man schon sich schon beim Streuen ganz ohne Fahrrad innerhalb von Ortschaften möglicherweise schwer den Kopf verletzen könnte oder gibt es noch andere Begründungen?

Mac, der so eine Regelnung völlig blödsinnig findet

Ich weiß nicht, ob das hier schon mal verlinkt war: http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/rad ... europa.htm Die Helmpflicht gibt es auch in der EU teilweise (mit Einschränkungen).
Das Beispiel Spanien finde ich deshalb gut, weil ein Helm in der Stadt beispielsweise bei Kurzfahrten zum Einkaufen stört bzw. schlecht unterzubringen ist. Das ist für mich eigentlich auch der einzige Nachteil vom Helm.
Natürlich wäre es besser, auch in der Stadt nur mit Helm zu fahren. An die Gurte im Auto und die Helme bei Motorrad, Roller und Mofa hat man sich ja auch gewöhnt. Aber auch bei den Autofahrern gibt es Unverbesserliche, die sich nur manchmal anschnallen. Harley ohne Helm oder mit Stahlhelm scheint ja auch manchmal toll zu sein: wo nichts im Kopf ist, ist der Schutz wohl überflüssig?
Für Geizfüchse unter den Radfahrern gibt es ja bereits Helme ab 10 Euro, wie diese Woche bei Lidl:
http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/rad ... europa.htm Da ist der Ärger natürlich geringer, wenn der abhanden kommt, als bei meinem Uvex für über 70 Euro.
Zum Nachdenken mal anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=eC2VCO9w4KY

Weinbergschnecke, jetzt hatten wir so lange und breit alles diese Vorurteile ausgeräumt und nun fängst Du wieder Stand NULL an?
Andererseits zeigt das schön, was passiert, wenn man vollkommen ahnungslos an die Sache rangeht und wie gefährlich das ist.

... Unverbesserliche ... wo nichts im Kopf ist, ist der Schutz wohl überflüssig?

Was soll das?