Pibach hat geschrieben:Ok, die Autokosten hatte ich mir bisher noch nicht so angesehen. Also:
Lt.
diesem Bericht ist der Preisanstieg bereinigt um die "Qualitässteigerung" ausgesprochen moderat.(...)
Ich würde das so festhalten: Auto ist in dem Zeitraum qualitativ besser geworden und auch etwas teurer.
Die Bereinigung ist für die Statistk vielleicht nett, netto bezahlen aus dem Geldbeutel musst Du aber unbereingt und zwar den höheren Betrag... Weil Airbag, ESP, Klima etc. vielleicht früher teurer war, aber wahlweises Extra und heute als Standard dabei ist. Das Geld fehlt Dir dann anderswo.
Das Phänomen, dass der Warenkorb für den Verbraucherpreisindex vergleichsweise moderat gestiegen ist, die gefühlte und erlebte Wirklichkeit der meisten Leute aber in den Jahren nach dem Euro bis heute eine ungefähre Preisverdopplung gegenüber den letzten DM-Preisen zeigt, hier also eine heftige Diskrepanz ist, ist schon lange ein unerklärtes Phänomen.
Pibach hat geschrieben:Aber ob diese Preisentwicklung irgendwie mit der Zunahme des Radverkehrs in den Kietzgebieten zu tun hat?
In Teilen durchaus - allein die Umweltzone hat 1000ende alter Dieselfahzeuge aus der Innenstadt verbannt - Ersatzbeschaffung ist vielleicht zu teuer. Die Abwrackprämie hat den Markt für billige Gebrauchtwagen, der nach der Garantiepflicht für Gebrauchtwagenhändler eh schon jahrelang kaum noch existent war, für einige Jahre völlig leergesaugt. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen.
Pibach hat geschrieben:Oder meinst Du in Kreuzberg sind die Menschen kostensensitiver und steigen deswegen eher vom teuer werdenden Auto um als in anderen Stadtteilen?
Wenn ich es richtig im Kopf habe ist das durchschnittliche Einkommen in Kreuzberg unter dem Berliner Mittel - von daher vermutlich ja. Un nicht zu vergessen: Die Mieten in den Szenekiezen sind in den letzten Jahren explodiert, so auch in Kreuzberg. Von irgendwas muss das ja kompensiert werden.
Pibach hat geschrieben:Zur Parkraumbewirtschaftung:
Hier in Kreuzberg kenne ich sowas kaum. Das sind fast alles kostenlose Stellplätze - halt nur überfüllt. So war das auch schon früher. Kann da keine signifikante Veränderung erkennen.
In Kreuzberg nicht, in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain z.B. ja. Und da auch der Kreuzberger mit seinem Auto nicht nur in Kreuzberg rumfährt merkt er das auch...
Pibach hat geschrieben: Man muss weg von dem Besitzen müssen eines Autos. Dann kommt das Radfahren (und andere Alternativen) von alleine.
Ich hab meines bewusst abgeschafft als Experiment, weil ich wissen wollte, ob es auch ohne geht und meine gefahrenen PKW-Kilometer in den letzten Jahren vernachlässigbar wenige waren. In 95% der Fälle überhaupt kein Problem, manchmal umständlicher, ganz selten total nervig, aber dann deftig. Würde ich in Karlshorst oder Kleinmachnow wohnen oder auch nur in Zehlendorf sähe das wohl anders aus.
Eine finanzielle Entlastung nehme ich btw. nicht bewusst war - allerdings verursachte mein Auto auch nur sehr geringe Fixkosten und ich gönne mir auch jetzt gelegentlich Luxus - ich hab das Auto ja nicht aus Geldnot abgeschafft. Mit dem Geld, das ich jetzt für Fahrradkram, Fahrkarten, Taxi und gelegentlich Car2Go ausgebe komme ich auf's Gleiche raus oder sogar schlechter. Wer ein neueres, normalteures Auto fährt und das regelmässig steht wahrscheinlich anders da. (Nota Bene: Mein sehr gut ausgestattetes Ex-Auto aus der 2. Hälfte der 90er hatte einen Neupreis von ca. 75.000 DM - ich hab es aber erst viel später und damit viel billiger gekauft

. Das äquivalente Modell heute liegt ca. bei guten 60.000 Euro und verursacht zudem deutlich heftigere Reparaturkosten - das zum Thema Preissteigerungen).
Das psychologische Phänomen, dass die Autoversicherung und die KFZ-Steuer einmal im Jahr schmerzfrei und unauffällig abgebucht werden, der Wertverlust als grösster Kostenblock bei neueren Autos gänzlich unbemerkt anfällt und auch die Werkstatt nur einmal jährlich Geld möchte (bezahlt unbar per EC-Karte) und somit gefühlt "nur Spritkosten anfallen", die jetzigen Fortbewegungsmittel aber beständig kleinere Beträge verursachen, gerne auch in bar oder als bewusste Bezahlung und damit subjektiv mehr am Geldbeutel knabbern ist auch beachtlich.
Pibach hat geschrieben: Die Qualität der Fahrrad-Infrastruktur hat bei diesem Prozess nur sehr geringen Einfluss.
Das sehe ich anders. Wenn die Infrastruktur scheisse ist behalte ich das Auto, solange es irgendwie geht. Die wenigsten Leute schaffen ihr Auto ab ohne die Alternativen vorher probiert zu haben. Wenn die nicht attraktiv sind bleibt das Auto da und die Alternative ist keine.