derMac hat geschrieben:
Ich glaube nicht, dass die Alternativen nicht genutzt werden, weil sich das nicht rechnet sondern weil die Autonutzung bei vorhandenem Auto in vielen Fällen einfach bequemer ist.
Ja. Ich meine "rechnen" auch in der Gesamtbilanz aus monetären Kosten und Aufwand, für Ticket und Fahrzusammenstellung - wie beschrieben. Da sollte man an allen Hebelchen drehen. Es ist nicht ganz leicht, das Auto-zentrierte und eingefahrene Verhalten zu verändern. Dennnoch glaube ich würde man einige Autofahrer mehr zu Alternativen bewegen, wenn sich das im Einzelfall von den monetären Kosten rechnet und auch vom Aufwand überschaubar ist. Viele Fahrten haben auch gewisse Regelmäßigkeit, da lohnt sich der Optimierungsaufwand. D.h. für die übliche Fahrt in die Stadt würden dann schon mehr ihr Auto stehen lassen und z.B. Zug+Mietrad benutzen.
Sebst mit App-Unterstützung nicht, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Stimmt. Aber irgendwo muss man anfangen. Eine "Intermodal App" für ÖPNV+Fahrrad fänd ich prima. Würden bestimmt auch viele nutzen. Insbesondere wenn die Preisstruktur der Fahrradmitnahme im ÖPNV attraktiver wäre.
Die meisten haben etwas gegen Uber, weil es eben kein Ridesharing ist. Die tun nur so. Aber das hatten wir schon zigmal. Gegen echtes Sharing hat soweit ich das erkennen kann fast keiner was. Allerdings halte zumindest ich das nicht für eine echte Lösung. Ich glaube auch nicht, dass echtes Ride-Sharing im großen Stil funktioniert, weil das bedeuten würde, dass (fast) jeder vor (fast) jeder Fahrt schaut, ob er nicht einen passenden Mitfahrer findet. Sowas ist nervig, da hat auf Kurzstrecken keiner Bock drauf.
Ich denke schon, dass das möglich wäre. Uber seh ich da als Übergangslösung, um die Leute an das Teilen von Privatkapazitäten zu gewöhnen. Der Übergang von taxiähnlichem Mitfahren zu echtem P2P-Ridesharing ist ja graduell, das würde sich automatisch zunehmend in Richtung niedrigerer Mitfahrkosten und höherer Eigenfahrtdeckung entwickeln. In ca einem Jahrzehnt etwa, könnte das so aussehen, dass eine App automatisch bei jedem Fahrtantritt Ridesharings zusammenstellt. Die Leute könnten an bestimmten Parkbuchten, ähnlich wie Bushaltestellen, zu- bzw. aussteigen. Wenn das eine Mehrheit konsequent nutzen würde, wäre das mit Abstand das effektivste System.
Car-Sharing und Mietwagendienste dagegen sind in Ballungsräumen, in denen man nur sehr selten ein eigenes Auto braucht, eine sehr sinnvolle Möglichkeit die Autozahl zu reduzieren.
Das ist nicht verkehrt. Aber der private Besitz eines Autos ist imho
wesentlich effizienter als kommerzielle Wagenflotte, wo dem Fahrer das Auto nicht gehört. Letzteres hat immer mehr Overhead an Vertauen, Übergabe, Kontrolle, Wartung, Pflege, Schäden, Unfälle, Versicherung. Da muss sich ja jmd bezahlt darum kümmern und hat zudem An- und Abwege, und die Autos müssen zwischendurch umverteilt werden nach der Nachfrage. Mal abgesehen von der fehlenden Eigenfahrtdeckung. Würde da gern mal Zahlen vergleichen, falls jmd dazu was findet. Ich würde mit mindestens Faktor ca 2-3 Vorteil der Privatwagenansätze rechnen, auch wenn man die Kosten für zusätzliche Versicherung einbezieht (in Zukunft noch mehr wegen steigender Eigenfahrtdeckung) - wobei berlinonaut das ja andersrum einschätzt.
Ich würde annehmen, dass Carsharing in Innenstadtgebieten und für Kurzstrecken effizienter ist. P2P-Ridsharing füllt die Lücke, wo Carsharing knapp ist. Also z.B. für Pendler und die Anbindung der Peripherie, aber vor allem für die Zu- und Abfahrt zu den ÖPNV Knotenpunkten - da würde es sonst zu extremer Schieflage der Platzierung der Carsharing Autos kommen. Und es lohnt ab mittlere Strecken (ab ca 10km) - bei nahezu voller Deckung des Eigenweges.
Die meisten Menschen wollen gar nicht ständig optimieren.
Es gibt solche und solche Menschen. Schau mal den Erfolg der Preisvergleichsapps. Oder der Apps für Discounterangebote, z.B. Supermarktcheck oder Kaufda. Es gibt eine ganze Reihe "Schnäppchenjäger" - bestimmt auch bei Mobilitätsangeboten. Wer sattes Einkommen hat, den erreicht man über Preisanreize schlechter, das mag sein. Aber die intermodale Kombination dürfte, in hoffentlich dann vielen Fällen, auch zeitlich effizienter sein, und Radfahren macht auch mehr Freude als Autofahren. Sowas ist auch ein guter Anreiz.
Dass "der Markt" optimieren würde ist historisch gesehen für viele Märkte nicht zutreffend (die tendieren eher zu Oligopolen) und echte Konkurrenz ist bei öffentlichen Dienstleistungen kaum sinnvoll umsetzbar, da man dann wichtige Ressourcen mehrfach vorhalten müsste.
Völlig richtig. Deshalb muss man das so strukturieren, dass die Marktkräfte eine synergetische Kooperation erreichen. Genau das würde ich aber bei einem Wettbewerb der Verkehrsmittel erwarten. Fahrrad und ÖPNV könnten sich perfekt ergänzen. Das wird bisher aber noch kaum ordentlich unterstützt. Gewisse Konkurrenz machen die sich sowieso, weichen, bei Kombination, dann aber auf unterschiedliche Strecken aus, insgesamt ziemlich gute Optimierung. Das selbe gilt ungefähr auch für die Kombination von ÖPNV und Carsharing/Ridesharing und auch Mietvelos. Eine streckenbezogene Abrechnung im ÖPNV (und attraktive Preise für Fahrradmitnahme) wäre dazu aber die Grundvoraussetzung, damit das in Gang kommt. Sonst bleiben diese Verkehrsmittel immer getrennt voneinander.