Interessant das Experiment mit den Teelichtern. Kommt für mich aber nicht so überraschend, da ich, bevor ich meine offenen Ketten mit dem geerbten Auto-Wachs versiegelt habe, wissen wollte, ob das Wachs sich bei der Reinigung mit Waschbenzin kooperativ verhält oder nicht. Natürlich war das Ergebnis positiv. Schließlich benutzt man Waschbenzin im Haushalt, wenn Kerzenwachs aus der Kleidung entfernt werden muß (Erst Löschblatt und Bügeleisen, den Rest ("Fußabdruck") mit Waschbenzin (Wenn die Hausfrauen wüßten, mit welchen Technologien sie wie selbstverständlich umgehen, da ist der normale Schrauber-Mann mit seinem 2,5 [kg] Schlosserhammer Knecht Ruprecht aus dem Walde dagegen !) Gottseidank fehlt der Weiblichkeit in der Mehrzahl der Anspruch und der Wille, aus ihren Fähigkeiten so richtig etwas zu machen.)
Wachs ist kein Schmiermittel, aber als Versiegelung von gutem Nutzen. Bei aller persönlichen Kettten-Pflege-Philosophie (Siehe Rad-Foren im Internet !) fehlt fast immer die Fähigkeit, sich mit Systematik der Sache zu nähern. Die Bereitschaft, viel Geld (Schweinegeld) für ein Super-Duper-Schmiermittel auszugeben ( Der Wartungs-Muffel (Bin selber einer !) will sich von seiner Schwäche frei kaufen !), ist dagegen riesengroß, dabei ist in den meisten Fällen das Ergebnis enttäuschend. Das wird dann aber klamm-heimlich weggedrückt (Wer gibt schon gerne zu, Geld verbrannt zu haben !).
In früheren Jahren ( 2. Hälfte 20. Jahrhundert, solange kann ich zurückdenken) war die Zugänglichkeit zu technischen Informationen eingeschränkt, nicht vom Prinzip her, sondern in der Praxis. Unabhängig von seiner Ausbildung konnte jeder die Universitäts-Bibliotheken nutzen, das machte praktisch aber keiner, der nicht eh an der Uni rum hing. Heute sind fast alle Quellen im Netz zugänglich, aber das Problem ist noch schwieriger: Die Fülle der Informationen ist so groß, daß kaum einer das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden kann. Unangenehm an einigen Zeitgenossen ist aber, daß sie etwas auswählen, ihr kritisches Bewußtsein aber an der "Internet-Garderobe" abgegeben haben.
Mir ist aufgefallen, daß das Thema "Innerer Abrieb" in den Gleitlagern der Kette kaum thematisiert wird. Dagegen scheint jedermann von dem anhaftenden Dreck (Schmutzwasser) an der Kette fasziniert zu sein.
Dabei gibt es das schöne Bild von Sheldon Brown (Der angeschliffene Ketten-Niet) :
https://arnowelzel.de/projekte/sheldon- ... ttenpflege
Man muß sich nur vorstellen, daß der abgeschliffene Teil des Kettenniets jetzt in Form von sehr feinen (1000-er Körnung ?) Partikeln das Schmiermittel kontaminiert hat und eine Schleifpaste bildet. Warum man die eigentlich nicht entfernen sollte, ist mir rätselhaft. Stattdessen wird da der Mythos von der unglaublich guten Grundschmierung der Hersteller kolportiert, die man auf gar keinen Fall entfernen dürfe (Oder ist es die sagenhafte Blutsuppe der Spartaner, die besonders gut schmiert ?

).
Immer erstaunlich, wenn eine im Grunde total falsche Ansicht so viel Attraktivität entwickelt, daß diese in fast allen Rad-Foren 1:1 oder leicht verfremdet auftaucht. Die Gefahr, einfach nur zu kopieren, führt natürlich zur Mythen-Bildung. Was Alle schreiben, kann am Ende doch gar nicht falsch sein ?
Ich werde von meinen Konzept der Kettenpflege (Reinigung mit Waschbenzin, Schmierung mit einem guten Schmiermittel, Versiegelung der offenen Kettentriebe mit Wachs) nicht abgehen, solange nicht jemand auftritt, der mir, theoretisch und in der Praxis erprobt, etwas Besseres anbieten kann.
So ähnlich halt ich es auch mit den Neuvorstellungen von Faltrad-Konzepten: Die üblichen 10 000-maligen Flatulenzen schläfern mich so ein, daß ich fürchte, die eine echte Innovation (Von 10 000 ?) zu verpassen. Demokratie der Füße, nicht der Köpfe ! Das fängt schon mit 2 Füßen vs. einem Kopf pro Person an ! Nein Danke !
Wir leben in schweren Zeiten !
MfG EmilEmil