Motte hat geschrieben:Wenn das durchschnittliche Fahrrad hier so um die 600 Euro kosten darf, dann ist es schwer solche "low tech" Massenartikel vor Ort zu fertigen. Dazu ist unser Lohnniveau zu hoch (verglichen mit den konkurrierenden Ländern) (...)
Prinzipiell ist da schon was dran - allerdings hat gerade Mifa massiv in Automatisierung investiert, weil sie das natürlich auch wissen. Folge:
„Wie hoch sind die Personalkosten, die in einem Fahrrad stecken?“ heißt es im Vorspann der Focus-Money-Story. Um dann gleich die Antwort hinterher zu schieben: „18 Euro sind es bei der Mifa.“ Ob Einspeichen, Lackieren oder die Zuführung der Kleinteile - der Schlüssel des Erfolgs heißt Automatisierung. „Damit liegt Mifa deutlich unter den Personalkosten anderer Wettbewerber, sogar chinesischer Importe“, wird die Analystin der Berenberg Bank Alexandra Schlegel zitiert.
(
http://www.radmarkt.de/nachrichten/focu ... -bewertung, bezieht sich auf einen Artikel aus Januar 2013)
Dort heisst es zu den Produktionszahlen:
So wollen die Sangerhausener ihren Jahresumsatz in den kommenden vier bis sechs Jahren auf 200 Millionen Euro hochfahren – und damit quasi verdoppeln. Dank Zukäufe der Premiummarken Grace und Steppenwolf werde sich auch der Anteil des Gewinns am Gesamtumsatz stark erhöhen. Denn mit Grace und Steppenwolf im Rücken hat sich Mifa von seinem „nur billig“-Mantra gelöst und bietet heute neben der Auftragsproduktion für branchenfremde Massenanbieter auch eigene hochwertige Markenprodukte.
Was den Mifa-Umsatz auch sprudeln lässt: Der rechtzeitige Sprung auf den angefahrenen E-Bike-Boom. „Zwar machen die konventionellen Fahrräder immer noch den Löwenanteil des Umsatzes aus, doch die Elektroräder haben ihren Anteil innerhalb eines Jahres verdoppelt“, heißt es im vorliegenden Artikel (Überschrift: „Der Akku ist versteckt“). In Zahlen: Fuhr Mifa im Jahr 2011 mit Fahrrädern 80 Millionen Euro und mit E-Bikes 12,4 Millionen Euro ein, waren es 2012 immer noch gute 70,6 Millionen Euro mit Fahrrädern und schon satte 25,9 Millionen Euro mit E-Bikes.
Was ziemlich heftig ist sind die Zahlen aus 2013 (die ja im Nachhinein offenbar noch mal nach unten korregiert werden mussten):
Deutschlands absatzstärkster Fahrradproduzent Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (Mifa) hat in den ersten drei Verkaufsquartalen 2013 einen Gesamtumsatz von 97,7 Millionen Euro erzielt. Damit liegt er auf Vorjahresniveau (= 97,6 Millionen Euro, plus 1 Prozent). Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) hat sich indes gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von 4,2 Millionen auf 7,5 Millionen Euro erhöht. Allerdings sind im genannten Vorjahresergebnis die Einmaleffekte aus der Betriebsverlagerung von Grace und Steppenwolf - beide Premiummarken wurde 2012 von Mifa übernommen – zur Firmenzentrale nach Sangerhausen enthalten. Ohne sie hätte das EBITDA 01-09/2012 bei 6,9 Millionen Euro gelegen...
In den diesjährigen ersten drei Verkaufsquartalen hat die Mifa 462.000 Fahrräder produziert (minus 7,6 Prozent). Diese Summe lässt sich in 422.000 Fahrräder ohne „e“(minus 7,9 Prozent) und 40.000 E-Bikes (minus 4,8 Prozent) aufteilen.
Dass der Gesamtumsatz trotzdem stabil lag, ist auf den um 8,2 Prozent erhöhten durchschnittlich erzielten Absatzpreis von nunmehr 211 Euro pro Fahrrad (ohne und mit „e) zurückzuführen. Während der durchschnittlichte Absatzpreis bei Fahrrädern ohne „e“ um 2,6 Prozent auf 158 klettern konnte, surrte er bei E-Bikes um zweistellige 20,7 Prozent auf nunmehr 745 Euro nach oben.
(
http://www.radmarkt.de/nachrichten/mifa ... eis-stabil)
Die Absatzpreise sind wirklich beängstigend niedrig, auch im Vergleich zu Verbraucherpreisen für Räder. Da merkt man möglicherweise Aldi und Co.
Interessant wird es, wenn man die bekannten Zahlen in Korrelation setzt: rd. 460.000 Räder in drei Quartalen macht per anno ca. 600.000 Räder. Bei rd. 600 Mitarbeitern macht das im Schnitt 1000 Räder pro Nase (Verwaltungsangestellte etc. mit eingerechnet) und bei 230 Arbeittagen im Jahr 4,3 Räder pro Tag und Angestelltem. Gar nicht mal so viel, vor allem wenn so massiv automatisiert wurde. Würde bei 18 Euro Lohnkosten je Rad ein Jahresbrutto von 18.000 Euro machen abzüglich Arbeitgeberanteil der Lohnnebenkosten - also pi mal Daumen 14.400 Euro. Nicht üppig. Wie viel es wirklich ist in Geld und Rädern pro Tag und Mann/Frau hängt natürlich davon ab wie gross der Anteil der Beschäftigten ist, der nicht in der Produktion arbeitet sondern im "Overhead".