mein Dahon Jetstream ist jetzt seit zehn Jahren die tragende Säule in meinem Fuhrpark. Ich hatte es ohne Probefahrt übers Internet gekauft, war nach dem Auspacken spontan begeistert und bin es bis heute. Inzwischen hat es die bis auf Weiteres letzte Ausbaustufe erreicht, also Zeit, euch einzuweihen.
Aussehen:
Die Optik finde ich nicht unbedingt so cool, aber das ist Geschmackssache. Jedenfalls wurde ich schon des Öfteren darauf angesprochen.
Federung/Sattel:
Die Federung funktioniert prima. Die war auch das Hauptargument für das P8. Es gibt ja leider nur wenige vollgefederte Falträder. Drei davon besitze ich

Lenkerrohr/Sitzposition:
Das Dahon ist durch die Parallelogramm-Federgabel von German:A vorne ziemlich hoch. Deshalb kommt eine nach vorne geneigte Lenkerstütze zum Einsatz. Trotzdem fand ich die noch immer aufrechte Haltung für mich zu unsportlich. Deshalb einen Multigrifflenker besorgt, die Enden abgesägt und umgekehrt montiert. Sieht fast aus wie ein Rennlenker, ist aber viel komfortabler und nimmt beim Falten trotzdem nicht allzu viel Platz weg
Faltvorgang/Gepäckträger:
Beim Falten wird die Sattelstütze ganz hineingeschoben. Meine 600 mm lange ragt unten heraus, so dass das Rad in gefaltetem Zustand nicht auf dem großen Kettenblatt, sondern auf der Sattelstütze steht. Das klappt allerdings bereits nicht mehr, wenn ich meinen Tubus-Pickup-Gepäckträger (https://www.amazon.de/Tubus-Gep%C3%A4ck ... oding=UTF8) an die Sattelstütze geschraubt habe. Dummerweise muss man ihn bei jeder Montage wieder neu längs ausrichten. Aber eigentlich brauche ich ihn nur für „Schwertransporte“. Er wiegt 650 g. Zugelassen ist er bis 10 kg. Allerdings hatte ich auch schon mal 22 kg draufgepackt. Ohne bleibende Schäden
Schwerpunkt/Stabilität:
Ich hatte noch nie Angst, dass Sattel, Rahmen oder Lenker während der Fahrt abklappen bzw. hineinrutschen könnten. Mit Nutzlast auf dem Gepäckträger (und/oder auf dem Rücken) liegt der Schwerpunkt wie bei den meisten Falträdern leider sehr weit hinten. Trotz des Faltgelenks im Rahmen ist das Rad aber sehr stabil, selbst unter großer Last. Ich wiege zwar mit Helm und Schuhen nur 66 kg, war aber einmal mit 27 kg Gepäck unterwegs, davon 5 kg in meiner Lenkertasche. Da war dann doch eine geringfügige Verwindung des Rahmens spürbar.
Gepäckträgerschloss:
Nein, kein Verschreiber. Ich hatte an meinem ehemaligen Mountainbike 17 Jahre lang das geniale Lock & Luggage von Trelock (https://www.google.com/search?rlz=1C1PR ... ource=univ). Das Prinzip ist ebenso einfach wie genial: Beim Fahren braucht man kein Schloss, beim Parken keinen Gepäckträger. Leider gibt es das L&L nicht mehr, und an unsere dicken Sattelstützen hat es ohnehin nicht gepasst. Da war mal wieder Eigeninitiative gefragt. Die Ausgangsbasis war das berühmt-berüchtigte TiGr Lock (https://tigrlock.com/tigr-bow-lock/) aus Titan. Klar kann man es knacken, wie jedes Schloss, aber es weist eine mittlere Sicherheit auf. Vor allem eignet es sich von der Form her sehr gut als Gepäckträger und ist materialbedingt nicht allzu schwer. Mit einer großen Gelenkbolzenschelle, einer langen Schraube, zwei Unterlagscheiben, mehreren Muttern, zwei Hülsen, einem L-Profil aus Alu und etwas Gummi habe ich eine Halterung gebaut, die es erlaubt, das TiGr Lock während der Fahrt als Gepäckträger zu nutzen. Das Abschlussblech mit den roten Reflektoren wird mit zwei Spannklammern fixiert und dient als Halterung für das Rücklicht. Eine große Einkaufstasche wird mit Spanngurten fixiert und passt problemlos drauf. Die Nutzlast wird damit tiefer und schwerpunktgünstiger untergebracht als auf dem Tubus-Sattelstützengepäckträger. Zwar ist das Schloss nicht ganz starr, so dass die Ladung leicht schwanken kann, aber das war nie ein Problem. Damit sie bei Bodenwellen nicht nach oben wegfliegt, verzurre ich das TiGr Lock mit einem ebenfalls leichtgewichtigen Ottolock (https://www.ottolock.de/de/ottolock-75c ... ck-schwarz), das ich für kurze Aufenthalte ohne TiGr Lock nutze, am Rahmen. Dieses scheint allerdings der Dauerbelastung nicht gewachsen zu sein und zeigt bereits einige Gebrauchsspuren. Vielleicht muss ich auf einen gewöhnlichen Zurrgurt umsteigen.
Schaltung:
Die Achtgang-SRAM X.7 und der SRAM 3.0-Drehgriff arbeite(te)n leichtgängig und exakt. Ist euch schon aufgefallen, dass die Gangwechsel bei uns schneller erfolgen als bei größeren Rädern? Der Grund liegt darin, dass sich die kleinen Räder bei gleicher Geschwindigkeit schneller drehen als solche mit 26 oder 28 Zoll. Nun fand ich acht Gänge für meine hügelige Gegend etwas wenig. Ich habe deshalb auf Abhilfe gesonnen:
• Die Rolls-, äh Rohloff-Nabe hätte nicht in den nur 130 mm schmalen Hinterbau gepasst.
• Ich hatte bereits einen Schlumpf-Mountain-Drive montiert. Und gleich wieder ausgebaut. Erstens kam ich mit der Fersenkick-Schaltung nicht zurecht. Ich musste immer aufhören zu treten und runterschauen um zu sehen, von welcher Seite ich jetzt drücken musste. Zweitens stand die rechte Tretkurbel 8 mm weiter hinaus als die linke. Und drittens blockierte das Ding, nachdem mein P8 mal umgestürzt war. Ich habe das hochwertige Qualitätsprodukt an Haberstock (http://www.haberstock-mobility.com/inde ... dukte.html) eingeschickt, und siehe da, es war tatsächlich kaputt☹
• Deshalb habe ich vorne ein zweites Kettenblatt mit 34 Zähnen montiert. Damit die Kette vom einen auf das andere Blatt wechseln kann, musste ich die Kettenführung, die auch schon etwas abgeschliffen ist, etwas unorthodox montieren

Die hintere Standard-Kassette mit 11-32 Zähnen hatte ich zunächst durch eine schwer zu findende neue Achtfach-Kassette von Sunrace mit 11-34 Zähnen getauscht (CSM55, http://www.sunrace.com/en/products/detail/csm55). Bei steilen Anstiegen, selbst auf dem kleinen vorderen Kettenblatt, bin ich für jeden zusätzlichen Zahn hinten dankbar. Inzwischen habe ich aber hinten eine Shimano-CS-HG200-Neunfach-Kassette mit 11 bis 36 Zähnen (https://bike.shimano.com/de-DE/product/ ... 200-9.html). Den Achtfach-SRAM-Drehgriffschalter habe ich durch einen SRAM-X.5-Doppeldaumenhebel für Neunfach ersetzt (https://www.sram.com/de/sram/models/sl-x5-a1). Das ursprünglich SRAM-X.7-Schaltwerk arbeitet nach wie vor einwandfrei. Habe also jetzt sozusagen ein Jetstream P18

Kette:
Das Einbaumaß der Hinterachse beträgt ja nur 130 mm. Soweit ich das beurteilen kann, läuft die Kette im ersten Gang so schräg, dass die serienmäßige von KMC ziemlich schnell verschlissen war. Die zweite ebenfalls von KMC ratterte, dass es in den Ohren schmerzte☹ Ich glaube, dass sie nicht so schräglauf-fähig war wie die erste. Nachdem auch die Shimano HG-70 trotz guter Schmierung irgendwann verschlissen war, fahre ich jetzt eine der wenigen noch übrig gebliebenen Rohloff S-L-T 99. Geölt wird sie mit Dynamic Kettenöl (https://www.rosebikes.de/dynamic-kettenol-2654772) oder F100 von Dr. Wack (https://wackchem.com/f100-kettenoel-neue-formel), und zwar nach jeder Regenfahrt. Der Dank ist ein liebliches Säuseln beim Treten

Bremsen/Felgen:
Die V-Felgenbremsen haben eigentlich immer ganz gut funktioniert. Einmal hatte ich die Bremsklötze nicht rechtzeitig gewechselt, so dass hinten Metall auf Metall rieb. Da war die Felge ganz schnell durchgebremst. Die kleinen Felgen werden ja beim Bremsen stärker belastet als größere. Ich habe dann gleich beide ausgetauscht. Auch das ist bereits Vergangenheit, weil ich inzwischen keine 406er-, sondern 451er-Laufräder fahre. Weil die bei uns nicht erhältlich sind, habe ich sie hier (https://de.aliexpress.com/item/32897435430.html) bestellt. Die logische Folge davon war, dass die bisherigen V-Bremsarme zu kurz waren. Ich musste also längere bestellen. Meine Wahl fiel auf diese (https://de.aliexpress.com/item/32464950099.html). Wenn ich gleich stark am Hebel ziehe wie bisher, ist jetzt natürlich die Bremskraft geringer. Ich bin aber noch jedes Mal sicher zum Halten gekommen.
Reifen/Schläuche/Plattfüße:
Das Rad kam serienmäßig mit Schwalbe Marathon-Racer-Reifen in 40-406. Zumindest stand das drauf. Seltsam nur, dass einer nach anderthalb Jahren Einsatz nur (noch) 230 g wog. Der Schwalbe-Prospekt gibt 340 g an. Nicht anzunehmen, dass er unterwegs so viel Gummi verloren hat. Sondern eher, dass Schwalbe ihn verstärkt hat. Ich weiß auch warum: Ich habe auf einer 57-km-Tour vier Plattfüße eingefahren. Ein Jahr später dasselbe auf 90 km

Deshalb habe ich sie gegen „richtige“ Marathon-Reifen getauscht. Danach war erst einmal Ruhe. Nachteile: Mehrgewicht und höherer Rollwiderstand trotz 7 statt 6 bar maximalem Luftdruck. Für den Komfort sorgt ja die Federung
Nachdem auch diese irgendwann runter waren, habe ich Schwalbe Marathon Supreme in 42-406 (20 x 1,6 Zoll) mit Kevlar-Pannenschutz montiert. Maximaler Luftdruck 6 bar. Die fand ich eigentlich nicht schlecht. Trotzdem hat Schwalbe sie in 20 Zoll aus dem Programm genommen☹ Zusätzlich hatte ich 0,5 mm dicke (dünne) Einlegebänder eingesetzt. Man legt sie zwischen den Reifen und den Schlauch, und sie sollen Durchstiche verhindern. Zumindest tendenziell, denn wo Luft ist, kann welche entweichen, was sie auch dieses Jahr bereits zweimal getan hat☹
Ich habe deshalb das Übel an der Wurzel gepackt und bin auch beim Dahon auf die genialen luftlosen Tannus-Reifen umgestiegen. Und zwar in der Dimension 28-451 (20 x 1 1/8 Zoll). Weil es auch die bei uns nicht gibt, habe ich sie aus den USA kommenlassen (https://www.cycletogo.com/product/tannu ... t-black-2/). Sie sind härter als die 32-406er, die ich am GoBike habe, und rollen entsprechend leichter. Ich bin davon hell begeistert. Bevor es so weit war, musste ich allerdings wegen des etwas größeren Durchmessers den Haltewinkel des vorderen Schutzblechs etwas zurechtbiegen.
Pedale:
Die serienmäßigen Faltpedale sind eigentlich ganz praktisch, allerdings weder die stabilsten noch die leichtesten, und mit nassen Schuhen kann man schon mal abrutschen. Ich habe sie deshalb gegen hochwertige Steckpedale ausgetauscht, konkret MKS Promenade EZY in schwarz (https://www.mkspedal.com/?q=en/product/node/60). Die haben durchgehende Achsen und bieten, wenn sie ausgesteckt sind, einen zusätzlichen Diebstahlschutz. Wer klaut schon ein Rad, mit dem er nicht wegfahren kann?
Beleuchtung:
Da ich meistens tagsüber radle, wollte ich weder einen fest montierten Dynamo noch eine solche Beleuchtung. Vorne fiel meine Wahl zunächst auf die hochgelobte Bumm Ixon IQ Premium (https://www.bumm.de/de/produkte/akku-sc ... 2qmla.html). Kam defekt an und wirkte auf mich auch nicht wie ein Premium-Produkt, sondern eher billig und zudem schwer. Auf Garantie getauscht und weiterverkauft und eine CatEye Gvolt 50 besorgt (https://www.cateye.com/intl/products/he ... EL550G-RC/), natürlich ebenfalls mit StVZO-Zulassung. Leicht, hell, preisgünstig und leuchtet relativ lange. Außerdem hat sie eine richtige Halterung und nicht nur einen Gummizug, der nach drei Monaten reißt. Hinten hatte ich ein billiges China-Batterielicht mit 3 LED’s. Das erste ist mir allerdings die Treppe heruntergefallen, und beim zweiten ist bei einem Schwertransport die Halterung abgebrochen. Am 20. Januar drei aufladbare Exemplare hiervon bestellt (https://de.aliexpress.com/item/4000358244751.html). Aber ach, zuerst chinesisches Neujahrsfest und jetzt Corona-Virus. Es soll noch im Februar verschickt werden. Ob es dieses Jahr noch ankommt?☹
Fazit:
Für mich ist das Dahon mit Gepäckträger und Schutzblechen ein vollwertiges, schnelles und komfortables Rad mit den zusätzlichen Vorteilen, dass es klein, leicht und faltbar ist

Weiterentwicklung:
Wer sich die Umrüstarbeit auf mehr Gänge ersparen will, findet in China einen Klon unter dem Namen FXSAGA (https://de.aliexpress.com/i/1744450085.html). Er war auch bei uns bereits Thema (kaufberatung-f39/double-vom-dahon-jetst ... t4166.html). Der hat 2x9 Gänge, konsequenterweise eine nahezu horizontale Kettenstrebe und hydraulische statt mechanischer Scheibenbremsen. Obwohl ich nicht sicher bin, ob Hydraulik und Falten gut zusammenpassen, dürfte das einer der seltenen Fälle sein, wo der Nachahmer das Original übertrifft
