Zunächst mal Glückwunsch zu diesem alten Schätzchen !
Ein Deutsches 16 " Klapprad ( Zerlegerad ?) aus den 1950-er Jahren ist schon eine Rarität.
Ich würd es restaurieren und dann in die Vitrine stellen (Auf gar keinen Fall viel damit fahren und, wenn doch, unbedingt Wiegetritt vermeiden).
Nach einer Restauration sieht es dann evtl. ähnlich dem von @drood verlinkten "Goldrad" aus. Die Konstruktion enthält eine ganze Menge Murks und Pfusch derart, daß sich meine Analyse von dem Katastrophen-Faltrad der 1970-er Jahre nahezu 1:1 auf diesen Vorgänger der 1950-er Jahre übertragen läßt:
http://www.faltradforum.de/viewtopic.ph ... =569#p5562
Drei Punkte will ich aber trotz Wiederholung besonders ansprechen:
1) Die in guter Absicht (Verbesserung der Bremsleistung Vorn) verbaute Eingelenk-Felgenbremse würde ich durch die originale Stempelbremse ersetzen, da die vorhandenen Felgen keine für Felgenbremsen geeignete Bremsflanken haben. Das ist natürlich ein Kontradiktum, wenn man mit dem Radl fahren möchte ! Original bleibt Original !
2) Die Klemmung des Vorbauschaftes im geschlitztem Gabelschaft mit einer außen-liegenden Schelle führt zum Dauerbruch und ist lebensgefährlich (Abscheren des Gabelschaftes im Gewindegrund !).
3) Das von @drood bewunderte oben liegende Tretlagergehäuse: Die bei einem U-förmigen Rahmen üblicherweise unten liegenden Tretlager-Hülsen wurden in einem ausgeklinkten Teilbereich des U-Rohrs an der dabei enstehenden Sattelkurve verschweißt (weit verbreitete Konstruktion
). Diese Schweißnähte haben sich in der Praxis als Dauerbruch gefährdet herausgestellt. Ursache dafür sind die entlang der Sattelkurve unter Fahrbelastung auftretenden Dehnungsunterschiede zwischen U-Rohr und Tretlagerhülse, die die Schweißnaht (Eine Schweißnaht hat ein Gußgefüge und damit geringe Dehnungsfähigkeit !) nicht ausgleichen kann. Was für die "unterschlächtige" Konstruktion gilt, ist genauso richtig für die "oberschlächtige" Anordnung. Ein Konsolblech kann diese Schwachstelle beseitigen.
Das man nicht mehr über diese Schwachstelle der U-Rohr-Konstruktion weiß, liegt an den zumeist geringen Fahrleistungen derartiger Räder (Stichwort: Brötchenexpreß vom Campingplatz mit < 33 [km]/Jahr ?) und der Ausfall-Akzeptanz der Besitzer. Ein Rad mit 6 bis 10 Jahren Besitz, aber wenig Kilomerleistung (200 bis 330 [km]), die meist nicht mal registriert wurde (fehlender Tacho !), darf schon mal einen Totalschaden haben. Das Teil wanderte dann auf den Schrott !
Trotz dieser bekannten Fehlkonstruktion habe ich diesen Murks an einem Klapprad der Baumarktklasse vor ca 1 Jahr gesehen. Der Werkstoff des Radls war Aluminium (Man geht ja mit dem "Fortschritt"
). Die Impertinenz der Grattler (Hersteller) ist schon "bewundernswert"
!
Die Anfänge der Wegwerf-Mentalität liegen viel weiter zurück als es sich die nachwachsenden Generationen vorstellen können. Der Fairness halber muß gesagt werden, daß es sich bei vielen technischen Dingen des Alltags in der Gegenwart nicht lohnt oder unmöglich ist, diese Sachen (selbst) zu reparieren oder reparieren (teuer !) zu lassen. Schon das Besorgen von Ersatzteilen kann zur unendlichen Geschichte werden.
Was Du machst, ist Deine Sache. Ich wünsche viel Spaß mit dem Radl.
MfG EmilEmil