Noch mal zur einseitigen Aufhängung: man könnte den Hinterbau auch etwas asymmetrisch setzen, um auf der linken Seite schmaler zu werden, auf der rechten (Antriebsseite) Seite aber Platz für ein 10er Ritzelpaket zu geben. Auch für sowas bräuchte man dann spezielle Nabe, bleibt daher eher eine theoretische Überlegung.
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: Fr Dez 21, 2012 8:48 pm
von EmilEmil
Wer eine einseitige Aufhängung eines Laufrades für ein Radl vorsieht, sollte wissen, daß er weder Bauraum reduziert noch Gewicht spart. Zwar kann man bei einseitiger Aufhängung etwa 20 [mm] auf einer Seite einsparen, muß diese aber an der anderen Seite zugeben:
Wo im Prinzip zwei Gabelschlitze mit Dicken von je 4 [mm] bei Stahl (mit je 7 [mm] bei Aluminium) aussreichen, muß man bei einseitiger Aufhängung die Achse in einem Rohr von ca 20 [mm] Länge aufnehmen. Statt Einzel-Kräften (zur Hälfte auf Links/Rechts verteilt, kommen bei "einseitig" die vollen Kräfte und zusätzlich Momente aus Biegung und Torsion hinzu. Die Beherrschung der Belastung von Biege- und Torsions-Momenten führt zu einer erheblichen Wand-Dicken-Vergrößerung oder Querschnitts-Aufblähung.
Auch wird eine voluminösere Achsverschraubung nötig und die Gabelscheide legt auch an Masse zu (zwar nur eine, aber schwerer als beide schlanken Gabelscheiden bei "doppelseitiger" Aüfnahme). Dazu wird noch die Nabenachse stärker auf Biegung belastet.
Wer es nicht glauben will, der halte mal eine Hantel (Gewicht der eigenen Muskelkraft angepasst) mit einer Hand an einem Ende hoch oder die gleiche Hantel mit beiden Händen.
Wer's dann immer noch nicht kapiert hat, dem kann ich auch nicht helfen, der ist reif als Kandidat bei Dieter von Bohlen und Holzplatz.
MfG EmilEmil
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: So Dez 23, 2012 9:12 am
von Pibach
An Hinterrad könnte man mehr sparen, wegen des Versatzes.
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: Mo Dez 24, 2012 12:16 pm
von Harry
EmilEmil hat geschrieben:
Wer's dann immer noch nicht kapiert hat, dem kann ich auch nicht helfen, der ist reif als Kandidat bei Dieter von Bohlen und Holzplatz.
MfG EmilEmil
Wieder mal sehr sympathisch ausgedrückkt.
Die Lefty ist soweit ich weiß nicht gerade als besonders schlecht eingestuft. Steif und leicht trotz Einarm. Und wie im Viedeo leicht zu erkennen, trotz mehr Materialeinsatz auf der einen (einzigen) Seite, deutlich schmaler als die normale Federgabel darunter.
Bei starrer Gabel würde der Schnellspanner überstehen. Diese Nabe schließt aber bündig ab, insofern denke ich schon, dass man sowohl an der Gabel als auch am Hinterbau Platz sparen könnte. Eventuell sogar ohne Versatz. Also wenn die Naben ganau aufeinander falten. Finde ich genial, symmetrisch, mit integriertem Magnet...
Leider sind dann Scheibenbremsen nötig, was das Gewicht erhöht. Besonders vorteilhaft ist es vielleicht nicht, aber es sieht schick aus und zum Faltrad wäre es durchaus passend(er) als bei einem normalen Rad. Wenn man wirklich schmaler falten will, dann ist das kein schlechter Ansatz.
Edit: Rennradbremsen (Pivot) würden vielleicht auch gehen.
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: So Jan 06, 2013 6:32 pm
von EmilEmil
Also,
erstmal Dank an @Harry für diesen interessanten Hinweis.
Die "Lefty" hat einige gute, konstruktive Aspekte, die etwas abseits von dem liegen, was der "Mainstream" an Konzepten verfolgt.
°Doppelbrückengabel: "Keine" Biegemomente auf den Brücken (sehr relevant für die untere Brücke)
°Upside down Gabel: Das dickere Teleskoprohr ist oben, das dünnere unten, also dem Biegemomentenverlauf prinzipiell besser angepasst. Die Tauchrohre sind also oben.
°Lagerung der "Rohre" an vier Seiten mittels Linear-Nadelkäfig: Losbrechkräfte sind prinzipiell kleiner als bei Gleitbuchsen (Stichwort Rollende Reibung); die Torsionsmomente werden von dieser Lösung gut aufgenommen.
°Kegelachse fest mit dem unteren Standrohr verbunden, da aus einem Stück herausgearbeitet.
Einige von diesen Aspekten bringen gleichzeitig Nachteile mit sich. Erstmal ist diese Gabel eine Mtb-Gabel für größere Räder (26"-28") und für schweres Gelände (also wo man unbedingt eine langhubige Federgabel braucht). Nun gibt es in dem Bereich sicher auch "faltbare Räder", für die diese Gabel interessant wäre. Kann man mit dem Gewicht: Gabel plus Gabelshft ca 1650 [g] leben, so scheiden sich bei dem Preis ~ 1100 € schon die Geister , sprich die Käufer: Eine in der Qualität vergleichbare RockShox Reba Sl hat 1600 [g], habe ich gerade selbst nachgewogen und kostet nur ein Drittel (Das Feder-Dämpfer-Element der "Lefty" wird übrigens von RockShox geliefert !). Es wundert deswegen nicht, daß die Lefty seit 10 Jahren am Markt ist und nicht über einen Außenseiter-Status hinauskommt. Das leichtere Ansprechen relativiert sich noch dadurch, daß beim Mtb groß-volumige Reifen mit geringem Druck gefahren werden. Ob man das leichte Ansprechen merkt? Reifenfederung plus Gabel-Federung sind jedenfalls hintereinander geschaltet. Wie man daraus die resultierende Federsteifigkeit berechnet, dafür gibt es in der technischen Mechanik die entsprechenden Formeln. Ich will hier niemand damit langweilen, den dreifachen Preis wäre mir das leichtere Ansprechen nicht wert.
Die Doppelbrücken-Gabel benötigt neben dem Lenkkopfrohr außen mehr Raum als eine Standard-Gabel. Mindestens beim 20" Falter ist das kaum machbar (Gibt's bisher auch nicht). In der Höhe ist dieser Raum gar nicht vorhanden.
Wenn ich unbedingt eine Teleskop-Federgabel brauche, kann ich mit dem Lefty-Konzept zunächst einen halben Tauchrohr-Durchmesser (~20 mm) sparen (Gerade nachgemessen). Das relativiert sich aber auf etwa 10 [mm], wenn ich einen Achsen-Versatz in der Höhe konstruiere. Nachteilig bei der Lefty ist die Notwendigkeit, eine Spezial-Nabe verwenden zu müssen. Das Mehrgewicht und den Mehrpreis muß man auch erstmal verkraften (unterschiedliche Lagerdurchmesser und größeres Lager auf der Lefty-Seite).
Alles in allem ein Konzept, das ich auf gar keinen Fall verfolgen würde.
Denn es gibt noch die Probleme mit dem Radausbau, da müssen die Scheibenbremsen leicht entfernbar sein. Spezialteile ohne Not, Spezial-Naben, da bin ich schon allergisch: Das fängt bei den Magermilch-Naben (74 mm) an und hört bei konischen (oder sind es komische Naben ?) auf.
Das allerbeste an der Lefty ist, daß sie so teuer daherkommt. Damit ist der weiteren Verbreitung ein natürlicher Riegel vorgeschoben.
Zum Schluß: Eine normale Doppel-Pivot-Rennrad-Bremse an der "Lefty" ist nicht möglich. Kann man zwar anbauen, sollte aber nicht zu betätigen sein. Für die Optik O-K., zum Bremsen ohne Modifikation unbrauchbar.
Zum YouTube-Film noch etwas: Hier wird die "Lefty" offenbar mit einer Baumarkt-Qualitäts-Gabel verglichen: Leider kann man nicht feststellen, von welchem Fabrikat diese Gabel ist, und es wird auch nicht angeführt. Wenn schon Vergleiche gemacht werden, dann müssen Aussagen: "Lefty gut, anderes Konzept schlecht" mit Werten belegt und notfalls überprüfbar sein. Mit Seriosität hat dieser Film nichts am Hut: Er erinnert doch sehr an irgendwelche Marktschreier und Tricks, um irgendeinen Schund an den Mann (Frau) zu bringen. Ich denke, daß das die "Lefty" nicht verdient hat (Auch, wenn sie meine Skepsis hervorruft !)
MfG EmilEmil
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: So Jan 06, 2013 11:28 pm
von Harry
EmilEmil hat geschrieben:
Die Doppelbrücken-Gabel benötigt neben dem Lenkkopfrohr außen mehr Raum als eine Standard-Gabel. Mindestens beim 20" Falter ist das kaum machbar
Es benötigt aber nur auf einer Seite mehr Raum. Wieso ist es nicht machbar?
Das allerbeste an der Lefty ist, daß sie so teuer daherkommt. Damit ist der weiteren Verbreitung ein natürlicher Riegel vorgeschoben.
Ohne Federung wäre eine einarmige Gabel aber deutlich günstiger. Ich stelle mir einen 20" Falter mit Antrieb auf der linken Seite vor. Ohne Schaltwerk aber mit vorderem Umwerfer. Also zwei bis drei Gänge, Kette innen, RR Bremsen, Naben direkt aufeinander faltend. Würde "in etwa" bedeuten: Nabenbreiten addiert = Tiefe des Falters
In etwa so
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: So Jan 06, 2013 11:56 pm
von alterfalter2
@ Harry
"Naben direkt aufeinander faltend. Würde "in etwa" bedeuten: Nabenbreiten addiert = Tiefe des Falters"
Tja, geht also offensichtlich.
Das Giant sieht nur leider extrem hässlich aus. Das Konzept sollte vor allem zu kleinerem Faltmaß und Leichtgewicht führen und macht m.M.n. (nur) als Reiserad Sinn. Also auf Schutzbleche, Gepäckträger etc. kann man hier verzichten. Eine cleane Optik ist nicht nur schick, man kann und sollte dabei durchaus deutlich unter 10kg kommen.
Hübsch fände ich einen geschwungenen Rahmen, mit einer angepassten (kürzeren) Cannondale Hooligan Gabel. Wenn man eine vernünftige Lösung findet, den Vorbau samt Lenker nach innen zu falten oder zu stecken, ohne dass dabei Platz verschwendet wird, würde das Rad sicher schmaler falten. Um das Rad im Koffer zu verstauen, könnte man die Felgen rausnehmen, dann wirds noch schmaler.
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: Mo Jan 07, 2013 11:20 am
von alterfalter2
@ Harry
"den Vorbau samt Lenker nach innen zu falten oder zu stecken, ohne dass dabei Platz verschwendet wird,"
Bei beiden Rädern läßt sich der Lenker samt Rohr und Vorbau durch das Lösen eines Schnellspanners abziehen und am/neben dem gefalteten Rad verstauen. Für das Airnimal Joey gibt es neuerdings sogar eine spezielle Halterung dafür, die man nachrüsten kann.
Gruß TIL
Re: Hi ich hoffe einiges lernen zu können...
Verfasst: Di Jan 08, 2013 2:04 pm
von derMac
alterfalter2 hat geschrieben:@ Harry
"Naben direkt aufeinander faltend. Würde "in etwa" bedeuten: Nabenbreiten addiert = Tiefe des Falters"
siehe Giant HalfWay..
..gibt es das nicht schon längst?
Leider sind da aber recht breite Naben verbaut (für kleine Räder eher kontraproduktiv), so dass sie viel wieder verschenken.