Wolfsblut hat geschrieben:
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Ich habe übrigens mal einen Test gemacht. Damals noch mit Shimano Ketten: hab die ganze Kette im Neuzustand in heisses Wachs eingelegt. Hatte noch nie eine haltbarere (Shimano-) Kette. OK... ist ne ordentliche Sauerei. Aber es scheint was dran zu sein, dass Wachs ein sehr interessantes Pflegemittel ist. ...........
Bei mir hat's funktioniert...
LG Jule
Schon das (notwendige ?) Einlegen der Kette in heißes Wachs beweist, daß dem Wachs im normalen Temperaturzustand die richtige Viskosität für ein Fahrradkettenschmiermittel fehlt.
Der Verschleiß von Lagerstellen beruht immer auf Reibung, konkret auf Gleitreibung. Damit sind zwei Merkmale definiert, die zusammenwirken 1) Relativbewegung von Oberflächen und 2) Flächenpressung.
Aus der Striebeck-Kurve (Aus Wikipedia entnommen, die X-Achse ist die (Gleit-) Relativ-Geschwindigkeit, die Y-Achse ist der Reibwert µ )

ist Wesentliches für den Schmiervorgang zu entnehmen: (Ich hätte natürlich gern statt dieser Prinzip-Kurve eine konkrete Meßkurve der Verhältnisse einer Fahrradkette !)
Im Bereich 1) Trockenreibung oder gar kein Schmiermittel ist die Reibungsverlust-Leistung am größten und vor allem am zerstörerischsten.
Im Bereich 3) Hydrodynamische Reibung mit der völligen Trennung der Gleitflächen gibt es gar keinen Kontakt der Gleitoberflächen (außer beim Anfahren und Abbremsen !). Geringster Verschleiß.
Der Bereich 2) Mischreibung ist für eine Fahrradkette der Aussage-kräftigste, da Trockenreibung wegen der Reibungsverluste und dem hohem Abrieb möglichst zu vermeiden ist, und eine Hydrodynamische Schmierung bei einer Fahrradkette konstruktiv nicht in Frage kommt.
Bei der Mischreibung gibt es nebem dem Kontakt der Oberflächenspitzen (selbst eine polierte Fläche zeigt bei entsprechender Vergrößerung ein Rauhigkeits-Relief) viele Vertiefungen, in denen sich das Schmiermittel sammelt und bei entsprechendem Kontakt mit gleichartiger Gegenoberfläche eine völlige Trennung der Oberflächen durch das Schmiermittel erfolgt.
Man kann sich vorstellen, daß es für die Schmierung der Kette günstig ist, wenn das Schmiermittel flüssig genug ist, daß es zB aus irgendeinem Depot nachfließen kann, andererseits aber genügend (Druck-) Scher-Festigkeit besitzt, daß es bei pulsartiger *) Belastung die Oberflächen trennen kann (zumindest in gewissen Bereichen). Ein Depot für das Schmiermittel wird zB bei der Lagerkragenkette (alle neueren Schaltungsketten) durch die Abrundung des Kragens (Aussenseite der Innenlaschen) gebildet. Der mittlere Schlitz zwischen den Lagerkragen begünstigt zudem den Schmiermittelfluß. Nach den Ergebnissen der Praxis ist es offenbar so, daß es eine optimale Viskosität des Schmiermittels gibt (Oder einen Bereich ?). Das zu steife Wachs hat diese optimale Viskosität nicht.
Die verbessernde Wirkung ist warscheinlich auf die gute Versiegelungskapazität des Wachses zurückzuführen, die einen guten Teil der äußeren Partikel (Schmirgelpaste beim Eindringen in den Gleitbereich (100-er Schmirgelpapier-Körnung ?)) ausbremst. Rennradler und seit etwa 1 Jahr EmilEmil versiegeln eine Schaltungskette mit Wachs. Zwei andere Räder (Nabenschaltung) von EmilEmil fahren vollgekapselt mit Chainglider und 8-fach Schaltungskette. Da erübrigt sich eine Versiegelung.
Wachs zum Versiegeln ja, zum Schmieren eher nicht !
*) Wie bei einer Kette beim Ausschwenken vom Ritzelpolygon in den Lasttrumm und beim Einschwenken auf das Kettenblatt-Polygon
MfG EmilEmil