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Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 8:14 am
von berlinonaut
Gutes im Schlechten
Der Süddeutschen Zeitung zufolge sind in Deutschland 2014 396 Radfahrer im Strassenverkehr umgekommen. (
http://www.sueddeutsche.de/auto/verkehr ... -1.2681713). In Berlin waren es laut Polizeistatistik im gleichen Zeitraum 12 (
https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/ ... #radfahrer). Bei 80 Mio Einwohnern in Deutschland und 3,5 Mio in Berlin heisst das für Deutschland 1 Toter je 200.000 Einwohner, in Berlin aber "nur" 1 Toter je 290.000 Einwohner. Das heisst im Durchschnitt ist das Risiko in Berlin als Radler zu Tode zu kommen fast 50% geringer als im Rest des Landes. Der Anteil des Radverkehrs in Deutschland liegt dabei bei knapp 13% (
http://www.pd-f.de/wp-content/uploads/k ... zahlen.pdf), in Berlin bei etwa 15% (
http://adfc-berlin.de/radverkehr/sicher ... nisse.html).
Urteile wie dieses lassen einen dennoch ratlos zurück:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/prote ... 35484.html
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 8:26 am
von ladiaar
Pibach hat geschrieben:Komisch, dass man das nur mit Fahrrad und Auto vergleicht. Naheliegend wäre es ja, stattdessen mit der S-Bahn zu fahren. Radschnellstrecken parallel zu betriebenen Bahnstrecken finde ich daher eigentlich nicht besonders sinnvoll.
Für Faltradfahrer vielleicht nicht direkt. Für andere Radler durchaus. Nebenbei lässt sich an der Bahnstrecke der Radweg wohl schneller einrichten (einfache Grundstückkäufe und so). Die natürlichen Eigenschaften der Bahnstrecke führen dann auch zu einem relativ ebenen und geraden Radweg!
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 9:33 am
von Pibach
ladiaar hat geschrieben:
Für Faltradfahrer vielleicht nicht direkt. Für andere Radler durchaus.
Auch normale Räder können in der S-Bahn relativ leicht mitgenommen werden. Oder vor der S-Bahn Station geparkt werden. Jedenfalls ist die S-Bahn Verbindung bei so einer Strecke eine recht nahelegende Option, die die Bilanz wohl drastisch anders darstellen würde.
Nebenbei lässt sich an der Bahnstrecke der Radweg wohl schneller einrichten (einfache Grundstückkäufe und so). Die natürlichen Eigenschaften der Bahnstrecke führen dann auch zu einem relativ ebenen und geraden Radweg!
Ja. Das ist klar.
Will man ÖPNV und Fahrrad sinnvoll integrieren - siehe o.a. "integrieretes Verkehrskonzept" - sind solche parallelen Strecken nicht wirklich dazu geeignet.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 11:12 am
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
Will man ÖPNV und Fahrrad sinnvoll integrieren - siehe o.a. "integrieretes Verkehrskonzept" - sind solche parallelen Strecken nicht wirklich dazu geeignet.
Oder gerade - weil man auch unterwegs jederzeit umsteigen kann in die S-Bahn wenn's regnet oder nach dem Winter die Kondition noch nicht reicht... Ganz pragmatisch ist es auch die einfachste Streckenführung - der direkte Weg erforderte andernfalls den Abriss zahlreicher Wohnhäuser (was wohl keiner will) und ein schmaler, gewundener Pfad enspricht nicht dem Highway-Gedanken. Im übrigen läuft das Teil auch parallel zu Stadtautobahn (soweit diese reicht) - einfache Auffindbarkeit des Weges ist also gewährleistet (und auch Sichtbarkeit für die Autofahrer und S-Bahnfahrer - weckt Neugierde und ist gut für's Marketing. Ich halte den "Highway" nicht für eine schlechte Idee, nur weil parallel die S-Bahn fährt. Man könnte natürlich auch die S-Bahn abreissen, wenn dadurch der Fahrradhighway erst seine Berechtigung für Dich erreicht...

Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 11:44 am
von Pibach
Das sind aber alles Argumente bzgl. des Aufwandes und Nutzungskomforts (und paar Nebenaspekte). Wenn man das verkehrspolitisch bewerten möchte, also auch in der Integration mit ÖPNV, fehlt schlicht, dass man auf dieser Strecke zu gewissem Anteil und mit guter Effizienz mit der S-Bahn fährt. Das müsste man dann mit anderen Planstrecken vergleichen. Die wären dann zwar u.U. kostenträchtiger und nicht so komfortabel, wären dann u.U. aber verkehrstechnisch bedeutsamer.
Vielleicht sind hier die Kostenvorteile aber so hoch, dass sich das in jedem Fall lohnt? Vermutlich ja. Genutzt würde der bestimmt.
Wenn in Zukunft aber alle Radschnellwege parallel zu genutzten Bahntrassen verlaufen, kommen wir mit einer Integration von Fahrrad und Zug/ÖPNV nicht wirklich weiter. Das sollte offensichlich sein.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 12:29 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:Das sind aber alles Argumente bzgl. des Aufwandes und Nutzungskomforts (und paar Nebenaspekte). Wenn man das verkehrspolitisch bewerten möchte, also auch in der Integration mit ÖPNV, fehlt schlicht, dass man auf dieser Strecke zu gewissem Anteil und mit guter Effizienz mit der S-Bahn fährt. Das müsste man dann mit anderen Planstrecken vergleichen. Die wären dann zwar u.U. kostenträchtiger und nicht so komfortabel, wären dann u.U. aber verkehrstechnisch bedeutsamer.
Du findest also: "Warum einfach, wenn' auch kompliziert geht?"
Pibach hat geschrieben:Wenn in Zukunft aber alle Radschnellwege parallel zu genutzten Bahntrassen verlaufen, kommen wir mit einer Integration von Fahrrad und Zug/ÖPNV nicht wirklich weiter. Das sollte offensichlich sein.
Erkenne den Unterschied: Für ein Pilotprojekt lässt sich einfach, schnell und kostengünstig der Fahrradhighway auf einer stillgelegten Bahntrasse neben einer akiven Bahntrasse bauen. Dagegen spricht mE gar nichts, ausser dass Du das doof findest und dass einige Leute lieber die historische Stadtbahn wiederbeleben möchten. Dafür sprich eine ganze Menge. Neben der direkten ebenen Streckenführung, den Kosten und der einfachen und schnellen Umsetzbarkeit wohl auch, dass die Alternative wohl heisst: Kein Fahrradhighway. Was daran besser sein sollte verstehe ich nicht.
Woraus Du schliesst, dass man alle derartigen Wege ausschliesslich neben Bahntrassen bauen dürfte, wenn man es einmal so gemacht hat, bleibt ohnehin Dein Geheimnis.

Und offensichtlich ist an Deinem Argument bezüglich der Integration in meinen Augen genau gar nichts - im Gegenteil. Das ist schlicht Deine Meinung, mehr nicht. Andere Leute wie z.B. ich halten es durchaus für füt für eine Integration von Rad und Bahn wenn die beiden Strecken nicht kilometerweit auseinanderliegen.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 12:53 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben:
Du findest also: "Warum einfach, wenn' auch kompliziert geht?"
Nein.
Was offensichtlich sein dürfte.
Dagegen spricht mE gar nichts, ausser dass Du das doof findest ...
Ich hab weder was gegen diesen Radweg noch war ich sonst unklar in meiner Formulierung.
Es ging mir hier um die fehlende bzw. unzureichende/einseitige verkehrstechnische Analyse.
Da gibt es inzwischen ja recht elaborierte Simulationswerkzeuge. Gibt da z.B. an der Fakultät für Verkehrswissenschaften der TU auch einen Lehrstuhl, der sich mit Simulationswerkzeugen und intermodalen Verkehrsmitteln beschäftigt. Ich schätze die können inzwischen auch Radschnellwege recht realitätsnah simulieren und auswerten.
Auch der hier verlinkte Bericht berücksichtigt das leider nicht:
Pibach hat geschrieben:
Bahntrassenradeln hält Radschnellwege entlang von Bahntrassen für besonders geeignet.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mo Okt 12, 2015 3:16 pm
von Motte
Wäre ja mal interessant zu wissen, ob der Berliner Senat diesbezüglich ein Gesamtkonzept hat. (Wäre zumindest ungewöhnlich für ne deutsche Großstadt) Oder ob der nimmt, was er kriegen kann - oder was grad politisch angesagt ist (zur kulturellen Förderung irgendwelcher Stadtteile) und hofft, dass später mal was Zusammenhängendes bei raus kommt, wenn man die Lücken schließt.
Wie auch immer - selbst der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wenn man da schon generationenlang konsensorientiert diskutiert ob der Fuß nicht doch besser im Winkel von 15 oder 12 Grad gesetzt werden soll, kann man gleich zu Hause bleiben.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Di Okt 13, 2015 9:51 am
von berlinonaut
Motte hat geschrieben:Wäre ja mal interessant zu wissen, ob der Berliner Senat diesbezüglich ein Gesamtkonzept hat.
So was Ähnliches. Eine gewisse Diskrepanz zwischen Ankündigung und Wirklichkeit lässt sich allerdings nicht leugnen...
http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-03/f ... mobilitaet
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/v ... ndex.shtml
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/v ... ndex.shtml
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/v ... ndex.shtml
Für ds angesprochene Pendlerhema sind insbesondere die Hauptrouten und die bezirklichen Nebenrouten interessant:
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/v ... ekte.shtml
http://www.nationaler-radverkehrsplan.d ... erprojekt/
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Di Okt 13, 2015 10:27 am
von Pibach
Da scheint zumindest ein Bewusstsein dafür zu bestehen, dass die Radschnellwege
"vorrangig ... abseits der Korridore des Schienenverkehrs" liegen sollten.