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Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 11:03 am
von Pibach
derMac hat geschrieben:Das ist doch ein sehr gutes Verkaufsargument für Falträder, die kann man sehr viel besser vor Diebstahl schützen.
Eigentlich nur für eine kleine Auswahl der Falträder. Immer mit reinnehmen wäre nur für ein Brompton diskussionsfähig. Ein Mu Sl mit innenfaltendem Lenker wäre auch noch so halbwegs immer mitnehmbar. Sonst die Mini-Falter Eeez, Curve bis Dove. Aber selbst dann muss man sich recht genau mit den indoor Abstellmöglichkeiten auseinander setzen.
Ansonsten muss man den Falter schon auch in vielen Situationen draußen anschließen, wie andere Räder auch. Und da spricht der normalerweise höhere Anschaffungspreis dann eigentlich gegen ein Faltrad. Auch, dass Teile so leicht abnehmbar sind durch Schnellspanner.
Zu den Statistiken: finde ich sehr wichtig, sowas mal ins richtige Licht zu rücken. Fahrradfahren wird ja immer wieder gefährlich gequatscht. Hab ich eigentlich auch geglaubt. Gibt aber auch Statistiken (siehe
http://cyclehelmets.org/1026.html), die überraschend angeben, dass selbst für die Distanz, der Fahrradweg sicherer ist als das Auto, ja sogar als zu fuß gehen (neben Verkehrswegen), wobei das bei Fußgängern sogar für die Zeit gilt! Selbst Gartenarbeit oder Duschen ist gefährlicher. Wäre mal interessant, sowas konkret für Berlin und statistische Fahrwege auszurechnen.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 11:10 am
von derMac
Pibach hat geschrieben:derMac hat geschrieben:Das ist doch ein sehr gutes Verkaufsargument für Falträder, die kann man sehr viel besser vor Diebstahl schützen.
Eigentlich nur für eine kleine Auswahl der Falträder. Immer mit reinnehmen wäre nur für ein Brompton diskussionsfähig. Ein Mu Sl mit innenfaltendem Lenker wäre auch noch so halbwegs immer mitnehmbar. Sonst die Mini-Falter Eeez, Curve bis Dove. Aber selbst dann muss man sich recht genau mit den indoor Abstellmöglichkeiten auseinander setzen.
Ansonsten muss man den Falter schon auch in vielen Situationen draußen anschließen, wie andere Räder auch. Und da spricht der normalerweise höhere Anschaffungspreis dann eigentlich gegen ein Faltrad. Auch, dass Teile so leicht abnehmbar sind durch Schnellspanner.
Die Diebstahlwahrscheinlichkeit sinkt schon deutlich, wenn man das Rad in bestimmten Situationen mit rein nehmen kann, vor allem wenn man eben länger irgendwo ist. Außerdem sind Schnellspanner am Faltrad nicht zwingend bzw. lassen sich Sattel und Sattelstütze, wo der Schnellspanner recht nützlich ist, auch zusätzlich sichern. An meinen Dash z.B gibt es keinen Schnellspanner. Zu guter letzt ist ein geklautes Teil für 100 € immer noch "günstiger" als ein komplett geklautes Rad.
Mac
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 11:39 am
von Pibach
derMac hat geschrieben:
Die Diebstahlwahrscheinlichkeit sinkt schon deutlich, wenn man das Rad in bestimmten Situationen mit rein nehmen kann, vor allem wenn man eben länger irgendwo ist. Außerdem sind Schnellspanner am Faltrad nicht zwingend bzw. lassen sich Sattel und Sattelstütze, wo der Schnellspanner recht nützlich ist, auch zusätzlich sichern. An meinen Dash z.B gibt es keinen Schnellspanner. Zu guter letzt ist ein geklautes Teil für 100 € immer noch "günstiger" als ein komplett geklautes Rad.
Ja, geb ich Dir recht. Hab ja bei meinem "Stadtrad" (Mu Singlespeed) auch meine Schnellspannachsen ersetzt durch Inbus. Und den Rest (speziell die Sattelstütze) gesichert durch "Rat Bike"-Konzept. Und in vielen Situationen kann man es mit reinnehmen.
In der Bilanz, also wenn ich z.B. ein Mu Xl mit einem Normalorad vergleiche, siegt aber wohl schon das Normalo. Also wenn man mal Kosten, Klauwahrscheinlichkeiten, Aufwände grob überschlägt. Das Faltrad wird aber in Kombi mit ÖPNV interessant. Wobei man da auch mit Normalrad diverse Möglichkeiten hat.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 11:41 am
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
Zu den Statistiken: finde ich sehr wichtig, sowas mal ins richtige Licht zu rücken. Fahrradfahren wird ja immer wieder gefährlich gequatscht. Hab ich eigentlich auch geglaubt. Gibt aber auch Statistiken (siehe
http://cyclehelmets.org/1026.html), die überraschend angeben, dass selbst für die Distanz, der Fahrradweg sicherer ist als das Auto, ja sogar als zu fuß gehen (neben Verkehrswegen), wobei das bei Fußgängern sogar für die Zeit gilt! Selbst Gartenarbeit oder Duschen ist gefährlicher. Wäre mal interessant, sowas konkret für Berlin und statistische Fahrwege auszurechnen.
Der Fairness halber sollte man aber berücksichtigen, dass die Rennleitung Unfällen mit Autobeteiligung sicherlich auch häufiger mal bei Unfällen ohne Personenschaden hinzugezogen wird, sogar zu Alleinunfällen. Beim Fahrrad wird das sicher eher seltener passieren, sogar bei Unfällen mit Personenschaden. Was Auswirkung auf die Statistik hat: Wenn ich als Radler mich ohne Beteiligung anderer auf's Maul lege hole ich typischerweise nicht die Polizei, deswegen taucht sowas in der Statistik nicht auf. Wenn ich als Autofahrer ohne Beteiligung anderer irgendwo gegen fahre tue ich gut daran die Polizei zu holen... Wenn sich zwei Radler an der Ampel beim Losfahren ineinander verhaken, aber ausser verbogenen Schutzblechstreben nicht viel passiert ist holt keiner die Polizei. Wenn sich zwei Autofahrer an der Ampel ineinander verhaken schon eher...

Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 11:55 am
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben:
Der Fairness halber ...
Ja, aber dieser Effekt der unvollständigen Erfassung gilt hier ja nicht, bezieht sich ja explizit auf tödliche Unfälle.
Gibt auch Statistiken zu krankenhausrelevanten Unfällen. Sowie auch Hochrechnungen von Dunkelziffern, wenn einen auch Bagatellunfälle interessieren.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 12:35 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:berlinonaut hat geschrieben:
Der Fairness halber ...
Ja, aber dieser Effekt der unvollständigen Erfassung gilt hier ja nicht, bezieht sich ja explizit auf tödliche Unfälle.
Gibt auch Statistiken zu krankenhausrelevanten Unfällen. Sowie auch Hochrechnungen von Dunkelziffern, wenn einen auch Bagatellunfälle interessieren.
Kommt drauf an worauf Du Dich beziehst... Ich bezog mich auf die aktuellen Zahlen aus Berlin, die ich weiter oben zitiert habe. Da geht es nicht um tödliche Unfälle. Immerhin heisst dieser Thread "
Radfahren in Berlin".
Du hingegen beziehst Dich auf ein Konglomerat von Zahlen aus UK, USA, NL, die zwischen 1986 und 2005 datieren (zum überwiegenden Teil vor der Jahrtausendwende), teilweise ohne Quellenangabe und mit völlig unklarer Datenbasis (die vermutlich noch älter ist als die Daten der Studien). In jedem Fall weder zeitlich aktuell noch geographisch passend. Von einer Webseite, deren Seriösität ich nicht einschätzen kann, die aber ziemlich offensichtlich eine politische Mission verfolgt.
Im Übrigen geht es auch bei deinen Zahlen auch nicht um tödliche Unfälle sondern um Todesfälle - das ist nicht deckungsgleich. Wenn ich dann z.B. bei den Zahlen zu "Risk by distance and age (NL)" im Kleingedruckten lese "The statistics for motorists exclude driving on motorways, where risk is very much less than on ordinary roads" bin ich mal wieder ganz schnell bei "glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast"...
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 12:51 pm
von Pibach
berlinonaut hat geschrieben:
Kommt drauf an worauf Du Dich beziehst... Ich bezog mich auf die aktuellen Zahlen aus Berlin, die ich weiter oben zitiert habe.
Ahso, na klar, dann ja. Mißverständnis.
Du hingegen beziehst Dich auf ein Konglomerat von Zahlen ...
Ja. Daher wäre es interessant, ob man vergleichbare Aussagen für Berlin machen kann, eben mit den hier erfassten Zahlen.
Wenn ich dann z.B. bei den Zahlen zu "Risk by distance and age (NL)" im Kleingedruckten lese "The statistics for motorists exclude driving on motorways, where risk is very much less than on ordinary roads" ...
Geht ja um den Vergleich, ob man für seine Wege besser (sicherer) das Auto nimmt oder das Fahrrad. Finde es da schon sinnvoll, zumindest die Autobahnen rauszurechnen. Eigentlich müsste man sogar alle Strecken rausrechenen, die man nicht mit dem Fahrrad fahren würde. Z.B. auf Kurzstrecken oder auf Innerorts begrenzen.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 1:32 pm
von berlinonaut
Pibach hat geschrieben:
Geht ja um den Vergleich, ob man für seine Wege besser (sicherer) das Auto nimmt oder das Fahrrad. Finde es da schon sinnvoll, zumindest die Autobahnen rauszurechnen. Eigentlich müsste man sogar alle Strecken rausrechenen, die man nicht mit dem Fahrrad fahren würde. Z.B. auf Kurzstrecken oder auf Innerorts begrenzen.
Kann man ja machen wie man lustig ist. Dann sollte man aber nicht über seine Studie schreiben: "Risk of injury per million km" - zitiert wird dann nur das Ergebnis. Wenn bei der Berechnung allerdings ein sehr relevanter Teil der Wirklichkeit zu Lasten der Autofahrer ausgeblendet wird wird mal wieder mit falschen Zahlen Politik gemacht. Mal völlig ab davon, dass in den letzten 30 Jahren Autofahren drastisch sicherer geworden ist hinsichtlich der Todesrate durch so Sachen wie ABS, Airbags, ESP, etc. Die Studie aus den Niederlanden datiert zwar von 1999 laut der Webseite, der Link zur Studie ist aber falsch, von daher lässt sich da nichts überprüfen. In jedem Fall wird die Datengrundlage älter sein als 1999, wie viel wissen wir nicht. In Deutschland ist das durchschnittliche KFZ 8,8 Jahre alt (
http://www.kba.de/nn_125264/DE/Statisti ... __nnn=true) - für die Niederlande habe ich auf die schnelle keine Zahlen gefunden. D.h. selbst wenn die Zahlen aus der Studie auf das Jahr 1998 referenzieren sollten (!) wäre der Durchschnitt der Autos, die da eingeflossen sind aus den späten 80er Jahren. Da gab es die oben beschriebenen Sicherheitstechnologien entweder noch nicht oder sie waren noch nicht verbreitet. Diese Studie hat also heute maximal historische Aussagekraft und das auch nur dann, wenn sie methodisch sauber gemacht ist und man die willkürlichen Einschränkungen der Datenbasis miteinberechnet. Die Zahlen bei aktueller und vollständiger Datenbasis dürften sicherlich anders aussehen.Für Berlin eh noch mal - die Niederlande sind seit Anno Tuk ein fahrradfreundliches Land mit defensiver Fahrweise und reichlich Platz. Alles in Allem das Gegenteil von Berlin...
Zu dem
Pibach hat geschrieben: "Eigentlich müsste man sogar alle Strecken rausrechenen, die man nicht mit dem Fahrrad fahren würde. Z.B. auf Kurzstrecken oder auf Innerorts begrenzen."
: Das kann man auch umdrehen:
Eigentlich müsste man sogar alle Strecken rausrechnen, die man nicht mit dem Auto fahren würde. Z.B. Kurzstrecken oder Innerorts. Dann hast Du am Ende zwei Werte die vergleichbar aussehen, sich aber nicht vergleichen lassen...

Gibt bestimmt 'ne tolle Studie.
Entweder willst Du politische Munition herstellen oder Wissenschaft betreiben mit sauberer Methodik - lässt sich meistens schlecht vereinbaren...
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 1:52 pm
von Pibach
LOL, gute Analyse, gefällt mir.
Re: Radfahren in Berlin
Verfasst: Mi Mär 26, 2014 3:46 pm
von berlinonaut
derMac hat geschrieben:berlinonaut hat geschrieben:Allein im Jahr 2013 wurden stadtweit 26 513 Fälle von Fahrraddiebstahl angezeigt, die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung von Experten noch deutlich höher liegen.
D.h., wenn man mal annimmt, jeder Einwohner Berlins hätte ein Fahrrad, dass statistisch in einem Jahr ca. jedem 130. Einwohner das Fahrrad geklaut wird (und das noch ohne Dunkelziffer). Das ist schon ganz schön heftig. Das ist doch ein sehr gutes Verkaufsargument für Falträder, die kann man sehr viel besser vor Diebstahl schützen.
Mac
Stimmt nicht ganz: Laut dem ersten Posting in diesem Thread kommen in Berlin auf 720 Fahrräder auf 1000 Einwohner. Bei rund 3,4 Mio. Einwohnern macht das dann ca. 2,45 Mio Fahrräder. Davon werden "offiziell" 26513 geklaut, das sind rund 1,1% aller Fahrräder. Es wird also pro Jahr etwas mehr als jedes 100. Fahrrad geklaut. Nach knapp 100 Jahren ist statistisch jedem Berliner Fahrradbesitzer das Rad geklaut worden. Und wenn keiner ein neues gekauft hat gibt es dann keine Fahrräder mehr in Berlin (bzw. nur welche, die vorher irgendwem geklaut worden sind).

Wenn wir jetzt die Dunkelziffer mit einberechnen, die konservativ bei 40% liegt (1) ist Berlin in weniger als 60 Jahren fahrradfrei
Der Bundesdurchschnitt liegt übrigens bei 0,4% Diebstahlquote (2) Die Aufklärungsquote im Bundesdruchschnitt bei 10.3% (ebenda).
Am klausichersten lebt der Saarländer mit knapp 0.1% (3) wohingegen der Münsteraner mit 1,7% noch schlechter dran ist als der Berliner (und alle anderen Nicht-Münsteraner). Katholizismus hilft also schon mal nicht gegen Fahrraddiebstahl.

Da Fahraddiebstahl dort allerdings beeindruckende 18% aller Straftaten ausmacht hilft Katholizismus offenbar wiederum gegen die meisten anderen Missetaten.

(4) Die mieseste Aufklärungquote hat Hamburg mit 3,9% - da ist Berlin grade noch mal davongekommen. Man kann ja nicht überall spitze sein...
Nota Bene: Wenn man sich die Seiten 46 und 47 von (5) anschaut wird einem ganz anders was die Einschätzung der Kriminalität von (zukünftigen) Juristen angeht. Harter Tobak...

Disclaimer: Dieses Posting enthält stellenweise Prisen von Ironie und Humor. Teilweise von der Geschmacksrichtung politisch mittelmässig inkorrekt.
(1)
http://www.tagesspiegel.de/berlin/dunke ... 79880.html
(2)
http://www.adfc.de/technik/diebstahl/st ... /statistik
(3)
http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?ar ... 3&seite=02
(4)
http://www.adfc.de/misc/filePush.php?mi ... 070910.pdf
(5)
http://www.jura.uni-bonn.de/fileadmin/F ... 290708.pdf