Zu dem Thema sind erfreulicherweise Ausnahms-los gute und richtige Beiträge verfasst worden. Allen Verfassern daher mein Beifall!
Ich möchte nur einen Punkt verdeutlichen:
Zum Zentirieren braucht man an Ausrüstung 3 Dinge (außer einem Nippel-Spanner, evtl etwas zum Festhalten der Speichen gegen Verdrehen)):
1) einen "Ständer" in dem man das bewußte Laufrad drehen kann.
2) eine "Zentrierlehre", die dazu dient den Seiten- oder Höhenschlag zu lokalisieren.
3) eine "Meßeinrichtung" die den Seiten- oder Höhenschlag quantifiziert.
Punkt 1) kann zB jede ausrangierte Gabel passender Größe (für 16" bis 29" ?) sein, die in einen Schraubstock gespannt wird. Es kann auch ein umgedrehtes und auf dem Kopf stehendes Fahrrad sein. Gabel vorn oder Hinterbau dienen dann diesem Zweckl Oder auch ein gekaufter Zentrierständer.
Punkt 2) dient als Bezug für die Mittigkeit und den Rundlauf bezüglich seitlicher oder Höhen-mäßiger Abweichungen. Geht es nur um zwei lockere Speichen und einen leichten Seitenschlag, so hat man den geringsten Aufwand, wenn man bei eingebautem Zustand die Bremsklötze einer Felgenbremse als Bezug nimmt. (Vgl Beitrag @Motte). Den Höhenschlag damit zu lokaliesieren ist eigentlich nicht praktikabel (Und meist auch nicht nötig!).
Punkt 3), dazu kann jede Meßeinrichtung benutzt werden, die zur Verfügung steht und genau genug ist. Mit dem Meßschieber geht es natürlich (Ablesung auf < 1/10 mm !). Eine Abweichung von <0,1 mm für Höhe und Seite ist damit meßbar. Mit einer Meßuhr (Ablesung auf 1/100 mm) kann noch genauer gearbeitet werden. Die von mir verwendete Fühlerblattlehre (Kostenpunkt ca 20,00 €) hat als kleinste Dicke 0,05 mm. Davon benutze ich die dünnsten Fünf und schon mal 2 übereinder. Genauer arbeiten ist sicher unnötig. Denn jeder Reifen hat Rundlaufabweichungen im Millimeter-Bereich. Man muß auch nicht jede Speiche kontrollieren. Nach meiner Praxis reicht es aus , an jeder vierten Speiche die Abweichungen zu kontrollieren. Diese Speichen werden numeriert (Zahlen auf Tesa-Krepp und dann auf die Felge!) und die Abweichungen in eine Tabelle eingetragen. Mit diesen "Stützwerten" erhält man eine Übersicht, wo Verbesserungen angebracht sind. Mehr als 90° Korrekturwinkel sollte nicht gespannt (gelockert) werden. Auch dieser Wert ist nur dann sinnvoll, wenn die Abweichungen ~ > 3,0 mm sind. Sonst nicht mehr als 45 °, und evtl. die nächsten Nachbarspeichen mit dem halben Wert korrigieren, sowie die übernachsten Nachbarspeichen mit einem viertel Wert. Falls der Rundlauf fast erreicht ist, den Winkel noch weiter reduzieren. Bei jeder Korrektur an einer Speiche werden alle anderen auch betroffen. Daher geht man immer einmal eine ganze Umdrehung ums Laufrad. Also Geduld ist auch ein "Arbeits-Mittel" ! Bei Neu-Einspeichung ist nach drei Korrektur-Runden das Ergebnis in Ordnung. Bei kleineren Korrekturen (2,3 lose Speichen) sollte man nach einer Runde am Ziel sein.
Ein kompletter Zentrierständer hat natürlich alle 3 angeführten Einrichtungen an Board und kann sehr komfortabel und Zeit-sparend bedient werden. In Kombination mit einem Auswerteprogram und Grafik-Darstellung sind nach "oben" alle Ausführungen gestaltbar. Nun will nicht jeder gleich ein Einspeichprofi werden und sein Brot damit verdienen. Ich auch nicht, trotzdem noch ein wichtiger Hinweis:
Nachdem mir im Dezember letzten Jahres die Notwendigkeit der Spannkraft-Messung und Egalisierung mit anschließender,erneuter Zentrierung bewußt geworden ist, werde ich nun kein Laufrad mehr reparieren, ohne diese Maßnahmen durchgeführt zu haben. Siehe auch:
viewtopic.php?f=68&t=1388
@gump, ich schicke Dir gern eine Skizze. Du mußt Dich bitte noch gedulden, da ich diese anfertigen muß (10 Tage ?)
Mfg EmilEmil
Welcher Zentrierständer ist brauchbar und empfehlenswert?
Re: Welcher Zentrierständer ist brauchbar und empfehlenswert
Hallo EmilEmil,
vielen Dank für die ausführliche Dokumentation.
Gerne warte ich die Zeit ab bis es Dir möglich ist mir die Skizze zuzusenden.
Gruß Golum
vielen Dank für die ausführliche Dokumentation.
Gerne warte ich die Zeit ab bis es Dir möglich ist mir die Skizze zuzusenden.
Gruß Golum
-
derMac
- Beiträge: 2072
- Registriert: Di Jul 17, 2012 2:01 pm
- Faltrad 1: Dahon Dash P18
- Faltrad 2: Giant Halfway
- Faltrad 3: Bike Friday Family T
- Geschlecht: m
- Geburtsjahr: 1970
- Status: FALTradfahrer
- Wohnort: Grünes Herz Deutschlands 650 hm
Re: Welcher Zentrierständer ist brauchbar und empfehlenswert
Eine Messeinrichtung (3) halte ich nicht für essentiell, man bekommt auch ohne ausreichend gut zentrierte Räder hin.EmilEmil hat geschrieben:ZZum Zentirieren braucht man an Ausrüstung 3 Dinge (außer einem Nippel-Spanner, evtl etwas zum Festhalten der Speichen gegen Verdrehen)):
1) einen "Ständer" in dem man das bewußte Laufrad drehen kann.
2) eine "Zentrierlehre", die dazu dient den Seiten- oder Höhenschlag zu lokalisieren.
3) eine "Meßeinrichtung" die den Seiten- oder Höhenschlag quantifiziert.
Mac
-
EmilEmil
- Beiträge: 2365
- Registriert: So Okt 17, 2010 8:50 am
- Faltrad 1: 20" Falter
- Faltrad 2: 24" Falter
- Faltrad 3: FittiCROSSO
- Geschlecht: m
- Status: FALTradfahrer
- Wohnort: Beikonstanze
Re: Welcher Zentrierständer ist brauchbar und empfehlenswert
Ja, @mac,
Meßeinrichtung ist nicht lebensnotwendig. Aber es ist immer besser, nicht nur die Glocken läuten zu hören, sondern auch zu wissen, wo sie hängen. Sie könnten einem auch mal auf den Kopf fallen...(Murphy läßt grüßen)..
Einen Meßschieber hat wohl jeder. Wenn man ihn benutzt, kann man schon einiges an Zeit sparen (Zeit ist für jeden Menschen begrenzt !).
Für alle die, die auch Neueinspeichen ein Link :
http://www.rst.mp-all.de/eisp.htm.
Mit dieser Anleitung komme ich gut zurecht. Ich kann mir nämlich ein Einspeich-Muster schlecht merken. Und jeden Tag bau ich keine Laufräder.
Aber ohne Spannkraft-Messung werde ich nie mehr ein Laufrad bauen.
MfG EmilEmil
Meßeinrichtung ist nicht lebensnotwendig. Aber es ist immer besser, nicht nur die Glocken läuten zu hören, sondern auch zu wissen, wo sie hängen. Sie könnten einem auch mal auf den Kopf fallen...(Murphy läßt grüßen)..
Einen Meßschieber hat wohl jeder. Wenn man ihn benutzt, kann man schon einiges an Zeit sparen (Zeit ist für jeden Menschen begrenzt !).
Für alle die, die auch Neueinspeichen ein Link :
http://www.rst.mp-all.de/eisp.htm.
Mit dieser Anleitung komme ich gut zurecht. Ich kann mir nämlich ein Einspeich-Muster schlecht merken. Und jeden Tag bau ich keine Laufräder.
Aber ohne Spannkraft-Messung werde ich nie mehr ein Laufrad bauen.
MfG EmilEmil
-
Motte
- Beiträge: 5778
- Registriert: Sa Aug 22, 2009 5:27 pm
- Faltrad 1: Birdy Grey
- Faltrad 2: Tern Verge Tour
- Faltrad 3: Tern Link P24
- Geschlecht: m
- Geburtsjahr: 1922
- Status: FALTradfahrer
- Wohnort: sachichnich
Re: Welcher Zentrierständer ist brauchbar und empfehlenswert
Ich würde mal immer unterscheiden, was will ich, welche Ansprüche habe ich und was wäre unabdingbar nötig. Und wie handwerklich begabt bin ich.
Die wenigsten Radler bauen Laufräder oder drehen wöchentlich an den Speichennippeln rum.
Für das gelegentliche Beseitigen eine Seitenschlages würde es ganz sicher ein einfacher Zentrierständer tun.
Bei selbst gebastelten Lösungen wie der alten Gabel muss man nur aufpassen, dass man die Felge nicht aus der Mitte "justiert". (Also auf symmetrische Anordnung der Messeinrichtung achten)
Perfektionisten müssen entweder täglich (und unter Anleitung eines alten Meister) üben oder sich einen teuren Gerätepark zulegen, der das größtenteils kompensiert. Da Handwerkskunst von Können (und Können von Üben) herrührt, gelingt das nicht immer vollständig, wenn man irgendwas nur einmal in zwei Jahren macht. Bei häufiger benutztem Werkzeug bin ich auch der Meinung, dass man auf solches von hoher Qualität zurück greifen soll.
schreibt Udo, der beim mittlerweile ausgesprochen seltenen Speichenjustieren (zumeist im eingebauten Zustand) immer erst mal wieder neu überlegen muss, wie rum man nun eigentlich drehen muss.
Die wenigsten Radler bauen Laufräder oder drehen wöchentlich an den Speichennippeln rum.
Für das gelegentliche Beseitigen eine Seitenschlages würde es ganz sicher ein einfacher Zentrierständer tun.
Bei selbst gebastelten Lösungen wie der alten Gabel muss man nur aufpassen, dass man die Felge nicht aus der Mitte "justiert". (Also auf symmetrische Anordnung der Messeinrichtung achten)
Perfektionisten müssen entweder täglich (und unter Anleitung eines alten Meister) üben oder sich einen teuren Gerätepark zulegen, der das größtenteils kompensiert. Da Handwerkskunst von Können (und Können von Üben) herrührt, gelingt das nicht immer vollständig, wenn man irgendwas nur einmal in zwei Jahren macht. Bei häufiger benutztem Werkzeug bin ich auch der Meinung, dass man auf solches von hoher Qualität zurück greifen soll.
schreibt Udo, der beim mittlerweile ausgesprochen seltenen Speichenjustieren (zumeist im eingebauten Zustand) immer erst mal wieder neu überlegen muss, wie rum man nun eigentlich drehen muss.