Hallo @Karsten, eine kleiner Hinweis (Vermutlich ein Schreibfehler): SRAM Spectro S7 hat eine Klemmweite von 130 [mm].
Die Aufweitung mittels Gewindestange/Karosseriescheiben/Muttern ist ein übliches, funktionierendes Verfahren. Auch, wenn Sheldon Brown meint, es ginge mittels eines festen Kantholzes (Buche ?) und Hebelwirkung. Andere benutzen einen Wagenheber ! Das habe ich selbst noch nicht ausprobiert.
Die Kantholz-Methode ist viel kritischer als die "Gewindestange", weil dabei das Kantholz z B. auf einem Rahmenrohr sowie auf der Kettenstrebe abgestützt wird. Dünnwandige Rohre und dann eine Abstützung darauf erzeugen im Prinzip immer einen Blötsch (Delle) an dem betreffenden Rohr. Die Kontrolle der Aufweitung ist beim guten "Sheldon" ausgesprochen schwierig. Mit den Gewindestangen geht es viel genauer, aber da es Trial und Error ist, dauert es länger. Ich rechne bei solchen Aktionen immer einen ganzen Tag !
Am Ende des Aufweitens stehen die Ausfallenden schief (Nicht mehr parallel zur Radl-Längsebene) und müssen korrigiert werden. Das Richten geht ganz gut mit einem großen Schraubstock, der die Ausfallenden (völlig) einspannt und einem Hebelarm an entfernten Rahmen-Teilen (Gabelschaft bei einer Gabel).
Aluminium kann auch kaltverformt werden, sofern man ein Spannung-Dehnungs-Diagramm des Materials besitzt und die Verformung im Bereich der Gleichmaß-Dehnung bleibt. Als Haus-Nummer mal: Wenn die Gleichmaß-Dehnung 20 % (Das ist korrespondierend mit der Zugfestigkeit) beträgt, sollte eine Gabel (Vorn oder Hinten ) immer aufweitbar sein. Die Hälfte von 20 %, also 10 % kann man für eine Kaltverformung ausschöpfen (Meine Einschätzung !). Bei ST 37 (Gegenwärtig als High-Tension-Steel bezeichnet) hat das bisher immer funktioniert. Werte der Gleichmaß-Dehnung liegen bei diesem Material fast immer über 20 %.
Für eine Abschätzung der Dehnung überlagere ich eine Sinus-Form auf die zu spreizenden Strukturen und ziehe den Scheitelkreis für die aufzubringende Dehnung heran. Diese Dehnung ist nur der plastische (permanente) Anteil, nur dieser sorgt für eine permanente Vergrößerung z b. der Klemmweite. Ein Hinweis für den Ersttäter: Die reversible Aufweitung entsprechend der elastischen Dehnung ist ein Mehr-faches der permanenten Aufweitung entsprechend der plastischen Dehnung ! *)
Die Länge der Kettenstreben spielt dabei eine Rolle. Die hat vielfach einen Wert von 430 [mm], auch beim Faltrad (Nicht kürzer als bei Rädern mit größeren Laufrad-Durchmessern !). Nach meiner Erinnerung gilt das auch für die Dahon-Rahmen, falls die einen kinematisch stabilen, sehr steifen und festen Dreiecks-Hinterbau haben.
In diesem konkreten Fall (Freie Kettenstreben-Länge < 300 [mm] ? Ist dem Bananen-Rahmen-Design und den zum großen Teil als Biegeträger ausgebildeten Kettenstreben geschuldet !)
Die Alu-Werkstoffe des Rahmenbaus sind mit Al 6061, Al 7005 (Dahon-Rahmen, Gabel meist aus Al 6061 !) und Al /020 überschaubar. Allerdings schwanken die Werte für den Bereich der Gleichmaß-Dehnung je nach Rahmen-Material-Hersteller erheblich.
Wenn man beim Aufweiten nicht sorgfältig die richtige Klemmweite zwischen den Ausfallenden (wieder) herstellt, hat man bei Radausbau und vor allem beim Wiedereinbau unendliche Probleme. Da wäre ein dritte Hand wohl nötig.
Tipp für @Karsten: Fummelei beseitigen und die richtige Klemmweite für die Spectro S7 (130 [mm]) einrichten. Aktionen mit Scheiben weglassen und Muttern runter schleifen sind häufig kontraproduktiv, da diese Scheiben, wenn sie als Zweiflach ausgebildet sind, auf der Achse ein Verdrehen der Abschlußmuttern (Zwei pro Seite als Kontermuttern !) sicher verhindern. Die neueren Naben von Sram (Z B. iMotion 9, DualDrive III) haben als Achsgewinde M10x1. Wer da eine Flachmutter (ca. 3 1/2 Gewindegänge) benötigt, wird bei Lampenherstellern fündig und kann diese als fertiges Teil am Markt beziehen (Ebay, Amazon etc, evtl. beim Chinamann mit Kosten-freiem Versand).
*) Edit 1: Für einen Laien nicht ganz einfach zu verstehen, eng zusammenhängend, unterscheidet der Physiker die Dehnung (Eine Längenänderung bezogen auf eine charakteristische Länge) von der Deformation. Die Deformation ist unmittelbar sichtbar und kann gemessen werden (Ohne etwas rechnen zu müssen). Bei der Dehnung wird eine Änderung (Z B. Aktuelle Länge minus Ausgangslänge) gemessen und dann z B. auf die Ausgangslänge bezogen (rechnerisch).
*) Edit 2: Einen wichtigen, negativen Aspekt von schiefstehenden Ausfallenden möchte ich noch erwähnen: Diese drücken, falls elastisch aufgebogen, exzentrisch auf die Abschlußmuttern der Achse und erzeugen dort an beiden Enden Biegemomente, die u.a. für eine Schiefstellung der Radlager sorgen. Diese Schiefstellung erzeugt in den Radlagern für einen größeren Rollwiderstand. Sollte man eigentlich vermeiden, es gibt aber immer Radler, denen so etwas an den verkürzten Sitzhöckern vorbei geht
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MfG EmilEmil