Beatrice hat geschrieben:
Eine Probefahrt über 25 km quasi nonstop hatte ich im Dez. mit einem breiten Sattel eigentlich für 90° Hollandradposition gemacht, mit Federung. Fahre selber ja ungefähr 60°. Probleme mit den Oberschenkel - Blutzirkulation gab es da noch nicht. Dachte später noch, so angenehm vom Prinzip her bin ich vorweg nie gefahren.
Das sind ja keine epischen Streckenlängen - prinzipiell gehen tut das so oder so mit so ziemlich jedem Sattel, mal besser, mal schlechter. Die Altvorderen sind ja damals auch mit irgendwelchem Material teilweise sehr weit gefahren [1], das nach heutigen Massstäben maximal indiskutabel wäre - gab halt nix anderes und niemand hat über Ergonomie nachgedacht. Und in Entwicklungsländern ist das heute noch so. Von daher sind wir sicherlich ein Stück weit in einer Luxusproblemzone.

Wer 100+ km am Tag abspulen will hat ziemlich sicher andere Bedürfnisse (und eine höhere Sensibilität hinsichlich Ergonomie) als der, der nur am Sonntag eine Runde im Stadtpark dreht. Wenn's aber weh tut denke ich schon, dass eine Auseinandersetzung mit ergonomischen Erkenntnissen und ggf. der Gang zum Experten mit Satteldruckmessung etc. kein Fehler sind.
Beatrice hat geschrieben:Der Sattel zeigte an anderen Stellen Schwachstellen, aber einer von den bestellten ist wieder ein sehr breiter Hollandradsattel, nun in anderen Feinheiten anders geformt.
Es gibt ja einige Sättel, deren Erbauer sagen, sie würden Spezialfälle glücklich und schmerzfrei machen. Sowas z.B.:
http://www.rido-cyclesaddles.com/sensat ... 00064.html
Keine Ahnung ob sowas was taugt oder esoterischer Mumpitz ist. Seltsam aussehen tut es jedenfalls.

In Deutschland versuchen die Leute von sq-lab (
http://www.sq-lab.com/de/ergonomie/sqla ... rradsattel) da einen "massentauglichen Ansatz" zu finden - auch mit deren Produkten und Services habe ich keine eigene Erfahrung, die sind aber zumindest problemlos vor Ort erhältlich in grösseren Städten. Und sie haben teilweise echt ungewöhnliche Sättel

- hoffentlich brauch ich sowas nie....
http://shop.sq-lab.com/Saettel/medizini ... ctive.html
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[1] Weil ich das wirlich beeindruckend finde hier ein kleiner OT-Einschub dazu: Die Tour de France 1903 bestand aus 6 Etappen mit je zwischen 270 und 470 km (vier von den sechs waren über 400 km). Gewonnen hat damals Maurice Garin und die erste Etappe sah so aus:
Garin dominated the race from the start by winning the first stage, a 471 km (293 mi) parcours from Paris to Lyon. The stage started at 15:16, and the cyclists initially rode with a speed of 35 km/h. The first cyclists abandoned after around 50 km (31 mi).[14] At 23:00, Garin and Emile Pagie, leading the race, reached the control point in Nevers. Garin expected at that point that they would finish at 8:00 the next morning. During the night, Garin's main rival, Aucouturier, had stomach cramps, and was unable to finish the stage.[5][14] Also during that first stage, the first breach of the rules occurred: Jean Fischer had used a car as pacer, which was illegal.[5][14] Pagie fell down, but got up again; he and Garin kept leading the race during the night. Around 9:00 in the morning, both reached Lyon. Garin got away from Pagie, and finished one minute ahead.
Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/1903_Tour_de_France
Der Mann hatte seinen ersten Sieg als Profi bei einem 24h-Rennen auf dem Marsfeld in Paris im Februar (!) 1893 und fuhr in diesen 24h ganze 701km.

Gesunde Ernährung war als Sportler schon damals wichtig:
Garin said he had survived on
lots of strong red wine
19 litres of hot chocolate
seven litres of tea
eight cooked eggs
a mix of coffee and champagne
45 cutlets
five litres of tapioca
two kilos of rice
and oysters.
Quelle:
https://en.wikipedia.org/wiki/Maurice_Garin
Das Ganze mit so einem Rad (das ist er mit seinem Sohn und seinem Masseur):
Irgendwie sind wir verweichlicht...