Motte hat geschrieben:
Im Gegensatz zum Berlinonaut kenne ich die Zulieferwege von R+M nicht, weiß also nicht, ob die Gabel mit dem Rahmen aus Taiwan kommt oder auf getrenntem Weg. Aber ganz sicher sollte bei der Endmontage so etwas sorgfältig geprüft werden.
Ich kenne die auch nicht. Deswegen habe ich es ja auch neutral zu Beschreiben versucht, unabhängig davon wer das Teil wo produziert oder zusammenschraubt. Etwas detaillierter ergeben sich potentiell sogar noch mehr Schritte, wo ein solcher Fehler auffallen sollte:
- Werkstück (Gabelteil) wird hergestellt -> Prüfung, ob in der Toleranz beim Hersteller/Dienstleister
- Zusammenbau des Rades oder der Gabel -> Prüfung ob in der Toleranz
(- falls Montage von Rad oder Gabel anderswo: Eingangskontrolle der Teile)
- Endkontrolle des fertig zusammengebauten Rades "in der Fabrik"
(- falls Montage des Rades anderswo: ggf. Eingangskontrolle / Qualitätskontrolle bei R+M in de. - abhängig vom Distributionsprozess)
- Eingangskontrolle beim Händler
- Endkontrolle beim Händler vor Auslieferung an den Kunden
Wenn ein Fehler wie der Beschriebene nirgendwo auffällt heisst das mindestens eines der Folgenenden:
- es gibt keine Qualitätskontrolle
- die Qualitätskontrolle gibt es nur auf dem Papier, sie wird nicht wirklich durchgeführt
- die Fertigungstoleranzen sind sehr gross oder gar nicht erst definiert
- das beteiligte Personal ist schlecht/nicht geschult
- die Ergebnisse der Qualitätskontrolle haben keinerlei Auswirkungen.
Alles nicht sehr erspriesslich. Da ein QS-Prozess mehrstufig ist wäre es mehr als ungewöhnlich, wenn an allen Stationen gleichzeitig ein Prozessfehler auftritt, so dass ein missratenes Werkstück durchrutscht. Der Teufel ist ja bekanntlich ein Eichhörnchen - aber bei 5 - 7 Stationen wo der Fehler eigentlich auffallen
muss kann man ohne Übertreibung behaupten, dass das Qualitätsmanagement mangelhaft ist, wenn so ein Fehler durchrutscht. Um so mehr, wenn am gleichen Rad noch ein weiterer Fehler (Lack) vorliegt und wenn dann im Nachgang dem Kunden irgendwelche Geschichten erzählt werden, warum das alles so schon richtig ist. Im schlimmsten Fall ist das Absicht, aber so weit würde ich noch nicht mal gehen - mindestens jedoch ist es Schlamperei. Und natürlich ist es zuvorderst der Hersteller, der da in der Pflicht ist - je später in der Prozesskette ein Fehler auffällt desto aufwändiger ist es ihn zu beheben. Und wenn man sich als "Premiumhersteller" begreift sollte man schon aus Imagegründen sehen, dass sowas nicht auftritt.
Motte hat geschrieben: Gerade wenn man von sich behauptet "Premiumware" zu verkaufen und diese sich auch preislich abhebt. Ich komme aber noch mal auf meinen Beitrag zurück - für mich ist wichtig, dass kundenfreundlich reagiert wird, wenn ein Fehler auffällt. Und dann sollte man dem Kunden keinen Bären aufbinden, wenn man den Fehler erklärt, sondern dazu stehen. Das kann an erster Stelle der Händler. (Und als Hersteller wähle ich doch u.a. deshalb den Weg über den ausgewählten Fachhandel, weil ich von denen auch ein qualifiziertes Feed back bekomme, das mir hilft das Produkt zu verbessern)
Nach dem, was ich den letzten Jahren hier und anderswo über R+M gelesen habe habe ich eher das Bild von ihnen "wir wissen, was gut für den Kunden ist und er hat keine Ahnung. Beurteilen, was gute Qualität ist kann er eh nicht und abgesehen davon wollen wir mit ihm nichts zu tun haben. Sein Geld nehmen wir gerne, und zwar möglichst viel. Fehler machen wir nicht, die macht nur der Kunde. Es gibt keinen Grund, warum wir irgendetwas dazu lernen sollten, wir sind eigentlich perfekt, genau wie unsere Produkte. Deswegen müssen wir auch nicht mit dem Kunden sprechen." Das mag deutlich überzeichnet sein, aber diese Tendenz meine ich erkennen zu können. Was im übrigen auch nicht völlig ungewöhnlich ist, insbesondere (aber nicht nur) für ingenieurgetriebene Produktorganisationen - das sehe ich in unterschiedlicher Ausprägung in meinem beruflichen Alltag häufiger als mir lieb ist.
Mit der Geschichte vom Rhine-Bike hier im Forum haben wir ja auch ein Exempel, wie ein ähnliches Rad bei nicht-Premium zusammengebraten wird und welche preislichen und technischen Auswirkungen das hat im Vergleich zum Birdy. Da sehe ich immer noch einen qualitatitven Unterschied zu R+M - allerdings würde ich bei den Preisen von R+M tadellose Qualität erwarten und selber unabhängig davon bei einer Firma mit einer derart arroganten Haltung nicht kaufen wollen.