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Radfahren in Berlin

Zeitungsartikel, Zeitschriftenauszüge oder andere Veröffentlichungen
berlinonaut
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Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

In der Berliner Zeitung sind zwei durchaus spannende Artikel zum Thema Radfahren in Berlin - ein mit Daten angereichterter Erfahrungsbericht und ein Interview, in dem es u.a. um den Vergleich mit Kopenhagen geht:

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/b ... 59340.html

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/f ... 16032.html

Einige der interessanten Stellen als Zitat:

"Mitte der 1990er-Jahre wurden sechs Prozent aller Wege [in Berlin] mit Pedalkraft zurückgelegt, heute 15. In Berlin kommen auf tausend Einwohner 720 Fahrräder, aber nur etwas mehr als 320 Autos."

"Die jüngste Auswertung zeigt, dass die Zahl der Radfahrer an den Zählstellen des Senats erneut gestiegen ist – im Vergleich zu 2012 um vier Prozent. Bis 2025 soll der Anteil des Fahrradverkehrs auf 18 bis 20 Prozent steigen."


"Der Anteil des Radverkehrs in Kopenhagen liegt heute bei über 30 Prozent, das ist doppelt so viel wie in Berlin, und er soll weiter steigen auf 48 Prozent. Dafür hat die Stadt auch viel getan. Es gibt Fahrradschnellwege, man hat sehr viel Platz geschaffen für Stellplätze in der Innenstadt."

"Das Netz der Radfahrstreifen auf den Straßen von Berlin ist von 50 Kilometern im Jahr 2002 auf 174 Kilometer im Jahr 2012 gewachsen, so der Senat. Bei den Radwegen gab es einen Zuwachs um 62 auf 662 Kilometer, bei Busspuren, die für Radfahrer freigegeben sind, von 50 auf 80 Kilometer. 2013 wurden für neue Wege und Radwegsanierung rund 5,5 Millionen Euro ausgegeben."

Kommentar: Zur Einordnung: Das macht bei rd. 3,4 Mio Einwohnern 1,62 Euro im Jahr pro Einwohner. Die Verlängerung der Stadtautobahn A100 um 3,2 km dauert von 2013 - 2022 und kostet voraussichtlich 473 Mio. Euro (http://www.stadtentwicklung.berlin.de/b ... _Flyer.pdf). Macht pro Einwohner und Jahr 13,91 Euro - nur für ein 3,2 km langes Stück Autobahn. Allein für die Beseitigung von Schlaglöchern gibt Berlin jährlich 25 Mio Euro aus (und wer in den letzten Jahren mal in Berlin war weiss, dass das weitgehend wirkungslos verpufft) - für eine Nachhaltige Sanierung wären allerdings 600 Mio Euro nötig. (-> http://www.tagesspiegel.de/berlin/verke ... 04528.html) Das gesamte öffentliche Strassennetz von Berlin hat übrigens eine Länge von 5419 km und es gab 2011 gut 1,3 Mio zugelassener Autos. Die gesamte Streckenlänge des ÖPNV (Bus, U-Bahn, Tram, S-Bahn betrug 2011 1710 km.

Sinnloses, aber lustiges Wissen: Unerwarteten Luxus gibt es für die Berliner Hunde: 109.488 Hunden stehen 435.680 Strassenbäume gegenüber - 4 Bäume pro Hund, und da sind private Bäume, Wälder und Parks noch gar nicht eingerechnet... ;-)
(Zahlen von hier: http://www.berlin.de/berlin-im-ueberbli ... ex.de.html)

Noch eine weitere Ergänzung: Der Gesamthaushalt Berlins für die Jahre 2013 und 2014 umfasst jeweils rund 22 Milliarden Euro. Grobe Ausgabenstruktur hier: http://www.berlin.de/sen/finanzen/haush ... blick_.pdf

Wer mehr Details möchte findet diese hier: http://www.berlin.de/sen/finanzen/haush ... .80885.php und hier http://www.berlin.de/sen/finanzen/haush ... blick_.pdf bzw. hier auf Bezirksebene: http://www.berlin.de/sen/finanzen/haush ... l.6885.php
Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

Sehr interessant, danke für die super Aufbereitung!
berlinonaut
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

Danke! Mit den Zahlen oben kann man lustig weiter rumspielen: Wenn der Gesamthaushalt Berlins 22 Milliarden Euro beträgt und Berlin 3,4 Millionen Einwohner hat komme ich auf Ausgaben je Einwohner von 6.470 Euro und Jahr. Das heisst der Anteil für Radverkehr an meinem persönlichen Budget als Einwohner Berlins beträgt 0,025%... :? für Zinsen zahle ich jedoch 676 Euro, also rund 10,4%. Für Pensionen 472,65 (macht 7,3%) und für Sozialhilfeausgaben 1439 Euro - entspricht 22,2%. Das heisst allein für diese drei Positionen im Haushalt sind schon rund 40% "meines" Jahresbudgets flöten. :o Dass ich allein für den Betrieb der Finanzämter 98,52 Euro zahle und damit 1,5% könnte ich ja noch tolerieren - aber im Verhältnis zum Fahrradbudget ist das schon irgendwie bitter. Diese Stadt hat ein Problem würde ich sagen... :?


Gegenrechnung: Der Posten "Verkehrs- und Nachrichtenwesen" im Berliner Landeshaushalt 2014 umfasst 1,7 Mrd. Euro (aus der Exceltabelle "Gesamthaushalt_2014_2015", die man beim Senat runterladen kann extrahiert), eventuell inclusive der Ausgaben der Bezirke wenn ich das richtig sehe. Macht 500 Euro pro Einwohner und Jahr. Für den Radverkehr findet man darin die folgenden direkt zurechenbaren Positionen:

4781: Unterhaltung von Radwegen 2.000.000
4808: Förderung eines öffentlichen Leihfahrradsystems 1.000.000
4814: Verbesserung der Infrastruktur für den Radverkehr 4.000.000
7709: Errichtung Radstreifen Reichenberger Strasse 140.000
15132: Ersatz- und Erweiterungsbau von Radverkehrsanlagen und Radrouten 479.000
17361: Neubau der nördlichen Fahrbahn und des nördlichen Rad- und Gehweges der Landsberger Allee 1.362.000 (teilweise, Annahme: 15%)

macht gesamt: 7.823.300 Euro für den Radverkehr in Berlin in 2014 - all in. Wäre das proportional zu dem 15%-Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen dürften die Gesamtausgaben für den Verkehr bei "lediglich" etwas über 52 Mio. Euro liegen...

Selbst wenn wir den 1,7 Milliarden für "Verkehr und Nachrichtenwesen" von oben grosszügige 50% für Nachrichtenwesen zubilligen (ich war ob der Vielzahl an Einzelpositionen deutlich zu faul da granularer manuell zu filtern) bleiben 850 Millionen und selbst wenn davon wiederum 2/3 generische Kosten sein sollten, die gar nichts mit dem Autoverkehr sondern mit verkehrsmässiger Infrastruktur allgemein zu tun haben sollten (also irgendwie auch den Radfahrern zugute kommen oder wenigstens neutral sind) bleiben immer noch 283 Millionen übrig. Wir bewegen uns hier wirklich sehr tief im Bereich der Gaukelei, aber eine Aussage scheint gerechtfertigt:

Die Ausgaben für den Radverkehr in Berlin sind sehr weit unterproportional zum Anteil am Verkehrsaufkommen. :geek:
Zuletzt geändert von berlinonaut am Sa Mär 15, 2014 5:27 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

berlinonaut hat geschrieben:...aber im Verhältnis zum Fahrradbudget ist das schon irgendwie bitter. Diese Stadt hat ein Problem würde ich sagen... :?
Sehr treffende Analyse.
Ich finde das sollte man politisch mal formulieren und auch kommunizieren, wichtiges Thema.
Dabei sollte man dann aber auch klarer sagen können, wofür genau man das Geld besser ausgeben könnte.
berlinonaut
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

:lol: Kannst Du haben - ich hätte da eine passende Idee für Dich, die mir gestern gekommen ist:

- Hypothese 1: Die Bürger fühlen sich an vielen Stellen von der Politik abgekoppelt, machtlos und nicht richtig vertreten von "den Politikern"
- Hypothese 2: Politik unterliegt an vielen Stellen Sachzwängen, muss sich um langweiliges Zeug kümmern und Geld für Sachen ausgeben, die nicht sehr attraktiv sind, schwer verständlich oder blöd, aber unvermeidbar.
- Hypothese 3: Politiker halten das Volk für nur begrenzt einsichtsfähig und glauben besser zu wissen, was wichtig und richtig ist. Bürgerbeteiligung wird als lästig empfunden, nicht als hilfreich und schon gar nicht als Ansage vom Arbeitgeber. Das wiederum finden die Bürger nicht toll (siehe Hypothese 1), man spricht daher von Politikverdrossenheit oder besser von Politikerverdrossenheit.
- Hypothese 4: Politiker sind gar nicht schlauer als das Volk - manchmal wissen sie mehr, oft genug wissen sie aber weniger, werden falsch informiert, indoktriniert gar von Lobbyisten oder sie verfolgen schlicht ihre eigene Agenda die da unter anderem heisst: Machterhalt durch Anpassung an die Linie der Partei und zur rechten Zeit einen Dolch in der Hand haben um ihn in einen geeigneten Rücken zu rammen. Haften tun sie eh für nix und wenn sie es nur lang genug schaffen im System zu bleiben ist die Versorgung bis ans Lebensende gesichert.
- Hypothese 5: Vor lauter Lobbyismus, Ränkeschmiederei, Parteigetümmel und Ähnlichem kommt Sachpolitik deutlich zu kurz. Die Wirklichkeit ist komplex, nur mühsam und schwierig zu verstehen und denkbar ungeeignet für eine Rede im Bierzelt. Die Abkürzung über göttliche Eingebungen, feste Überzeugungen, Ideologie und Rumkrakelen ist daher nur allzu menschlich, aber nicht unbedingt optimal im Sinne der Aufgaben von Politik. Politische Auseinandersetzung wird durch das regelmässige Abfeiern von Ritualen ersetzt, politische Visionen hat eh schon keiner mehr, der es mal bis in die höheren Chargen der Politik geschafft hat (und Illusionen schon gar nicht), keiner hat ein Interesse daran seine Haltung zu hinterfragen oder gar zu ändern, deswegen könnte man sich den ganzen Schmonzes namens "Bundestagsdebatte" eigentlich gleich sparen.
- Hypothese 6: Alle wollen, dass langfristig alles gut wird. Mit "gut" ist dabei das gemeint, was jeder für sich so definiert. (obwohl es natürlich viel besser wäre wenn das gemeint wäre was ich definiere :lol: )

Wünschenswert wäre also ein Zustand, in dem die Bürger häufiger als alle vier Jahre ihre Meinung äussern können in einer Art und Weise, die die Politik nicht ignorieren kann. Noch besser wäre es, wenn sie dabei eine Mitverantwortung übernähmen für die Politik, die dabei rauskommt. Hoffnung wäre, dass dadurch eine "bessere", bürgernähere Politik entstünde.

Wie wäre es, wenn jeder Bürger für prozentualen Anteil seines Steueraufkommens bestimmen könnte, wofür er verbindlich verwendet wird? 100% sollten es nicht sein wegen der obengenannten Sachzwänge. So 15-30% könnte ich mir aber durchaus vorstellen. Man könnte ja mit 15% starten und wenn es funktioniert schrittweise steigern. Man könnte z.B. mit seiner Steuererklärung ein Formular abgeben in dem man Themenbereiche ausfüllen/ankreuzen kann und mit Prozentwerten versehen. Z.B.: 15% Alternative Energien, 20% Fahrradinfrastruktur, 10% Bildung, 5% Kinderbetreuung, 20% Atomkraft, 10% Militär, 20% Motorsport - was auch immer.
Aggregiert sollte das ja dann ein Bild vom Willen der Bevölkerung widerspiegeln. Wenn keiner Ökostrom will aber alle Autorennstrecken dann ist das halt so... Glaub ich aber nicht.

Ich könnte mir vorstellen, dass das einen Effekt hätte. Klar ist dass vermutlich kaum einer Geld für Subventionen der Montanindustrie springen lassen würde und auch wenige sich für die Probleme des Länderfinanzausgleichs begeistern können. Aber genau das ist ja der Witz dabei...

In der praktischen Durchführung gibt es natürlich eine Reihe offener Fragen - angefangen vom Inhalt und der Granularität der Themenauswahl über das Vermeiden eines Gegenkompensationseffekts (dass z.B. alternative Energien nur noch aus Bürgerkapital gespeist werden, die Atomindustrie aber trotzdem genauso viele Subventionen bekommt wie zuvor), wie man vermeiden kann mit dem Kreuzchen bei "öffentlicher Personenverkehr" Stuttgart 21 zu fördern und auch ob denn dann der, der mehr Steuern zahlt nicht mehr Einfluss hat als der, der weniger zahlt (oder ob das vielleicht sogar ok so ist). Es ist ja aktuell durchaus Teil des Problems, dass derjenige der viele Steuern zahlt sich ab einem bestimmten Punkt fragt, was er eigentlich dafür kriegt...

Die Idee ist ja wie gesagt erst einen Tag alt und noch nicht mal ich kann alle Probleme Deutschalnds in weniger als 24 h lösen :D

Ich finde die Vorstellung jedenfalls aktuell recht faszinierend und fände es ziemlich cool, das mal auszuprobieren - z.B. kleinteilig auf kommunaler Ebene in einer exemplarischen Gemeinde. Um fühlbar Geld geht es da ja auch: http://www.kinderleicht.brandenburg.de/ ... .249557.de
Pibach
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von Pibach »

Hypothese 1, 2: zustimm
Hypothese 3: würde ich denen nicht unterstellen. Sagen wir, sie glauben nicht, dass sie sich sofort nach jedem Trend oder jeder Meinungsumfrage richten müssten, insgesamt hat das aber schon Gewicht und wird auch argusäugig beoachtet
Hypothese 4: Im Schnitt ist ein Resort-Spezialist schon deutlich besser informiert als der Durchschnittswähler. Bei einer platten Mehrheitsabstimmung würde i.d.R. nur Unsinn rauskommen. Daher ist die Vetreterpolittik eigentlich nicht schlecht. Mit den Mitteln des Internet etc ließe sich das aber viel detaillierter Rückkoppeln und die Qualität der Entscheidungen steigern.
4b: "Machterhalt durch Anpassung an die Linie der Partei" halte ich auch für eins der wichtigsten Probleme. Nur wenn die Parteien auch mal ohne Gesichtsverlust auch mal uneinig seien können, kann eine Athmosphäre des konstruktiven Diskurs entstehen.
4c: "Haften tun sie eh für nix" ganz genau. Es gibt keine Erfolgsbeteiligung für Einzelne. Nur Wiederwahl der ganzen Partei. Das ist ein großes Problem. Ohne richtige Rückkoppelung kann kein System effektiv funktionieren. Ist den beteiligten Menschen also gar nicht vorzuwerfen, liegt im System.
Hypothese 5: voll zustimm. Das liegt imho auch am Format, also der Art der Rede. Die ist immer von der Kanzel, also kaum Diskurs, keine Sachinfos (wie z.B. in Powerpoint). Ich sehe immer sehr gut, wie das Format Einfluss auf das Niveau und den Datailgrad hat. Man müsste z.B. multimediale Präsentationen zulassen, in die Anwendungsbereiche reingehen und Anschauung leben, oder mindestens Betroffene einladen und im Bundestag sprechen lassen. Im Format auch mehr direktere Rückkopplung durch Fragen und Gegenrede. Z.B. das Oxford-Konzept ("Sreitgespräch") ist da sehr ausgereift, gibt immer 2 Kontrahenten. Auch "Absolute Mehrheit" hat ein interessantes Konzept. Da könnte man ansetzen.
Hypothese 6: Naja, in erster Linie will jeder immer dass es für ihn persönlich besser wird. Das ist auch ok so, ließe sich auch gar nicht ändern, trotzdem kann das richtig kanalisiert sehr leistungsfähig sein.

Wünsche:
i) " häufiger als alle vier Jahre ihre Meinung äussern können" genau, so Richtung liquid democracy.
ii) "Bürger für prozentualen Anteil seines Steueraufkommens bestimmen könnte, wofür er verbindlich verwendet wird?" so einfach geht das sicher nicht. Möglicher Weise sogar hochgradig gefährlich und instabil. Brauchst schon immer Verantwortliche und Rückkopplung würde ich sagen.
iii) "mit dem Kreuzchen bei "öffentlicher Personenverkehr" Stuttgart 21 zu fördern" ich halte nicht viel von Kreuzchen und multiple choice. Bürger müssen in den gesamten Diskurs also vor allem die Problemanalyse und Ausgestaltung der Entscheidungsoptionen eingebunden werden.
iv) "viele Steuern…" hohe Steursätze fnktionieren nur in Kleinstaaten. Ansonsten lieber Steuerquote drastisch senken und mehr Verantwortung an den Einzelnen, meine Meinung dazu.

Hat soweit aber noch nichts mit Fahrrädern zu tun und schon gar nicht mit Falträdern
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

Pibach hat geschrieben:
Hat soweit aber noch nichts mit Fahrrädern zu tun und schon gar nicht mit Falträdern
Ich will das wegen OT hier auch gar nicht ausführlich diskutieren. Du hattest nach einer Lösung gefragt, ich hatte eine Idee. Dass die nicht faltradspezifisch ist liegt in der Natur der Sache - ist das Problem, das Du lösen wolltest ist das ja auch nicht. Faltradgeeignet ist sie wohl - zumindest wenn in dem ankreuzbaren Themenspektrum (das Du nicht leiden magst) etwas auftaucht wie "Förderung der Faltradkultur". :lol:
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

Die Boulevardpresse meldet heute: "Berlin spendiert Millionen für Radfahrer -
Bis 2015 sollen auf über 40 Straßen neue Radwege entstehen. Der Senat macht dafür acht Millionen Euro locker."

"Platz da für Radler! Auf über 40 Straßen werden 2014/15 neue Radspuren auf den Asphalt geklebt.

Radfahrstreifen sind in der Hauptstadt im Trend: 2002 gab's nur 50 Kilometer, zehn Jahre später schon 174 - und 191 Kilometer aktuell. "Sie sind sicherer, weil Autofahrer mehr Rücksicht nehmen - und sie sind preiswerter als separat gebaute Radwege", sagt Verkehrsexperte Ole Kreins (34, SPD).(...)Morgen will der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses 8,2 Millionen Euro für mehr Radstreifen, die Reparatur vorhandener Radwege und Abstellplätze bewilligen."

http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/ ... 16879.html

Die genannte Summe liegt recht nahe an den knapp 8 Millionen Euro, die ich oben mit grobem Raster aus dem Haushalt 2014 rausgefiltert hatte. Allerdings war da eine satte Million für die Förderung eines "öffentlichen Leihfahrradsystems" drin (was vermutlich nichts anderes heisst als eine Subvention der deutschen Bahn für "Call a bike"). Die beiden im Haushalt explizit benannten Projekte "Reichenberger Strasse" und "Landsberger Allee" tauchen in der interaktiven Karte der Projekte im Artikel der bz nicht auf. Wo die ihre Zahlen herhaben bleibt ihr Geheimnis. Was nicht heisst dass sie zwingend falsch sind - aber es ist halt Boulevard, erfahrungsgemäss nehmen die es mit der Wahrheit nicht immer so genau...
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von berlinonaut »

Neues vom Boulevard: http://www.berliner-kurier.de/polizei-j ... tem,0.html

"Allein im Jahr 2013 wurden stadtweit 26 513 Fälle von Fahrraddiebstahl angezeigt, die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung von Experten noch deutlich höher liegen. Die Aufklärungsquote liegt nur bei mageren vier Prozent (...)."

Noch ein bisschen Zahlenmaterial von hier http://www.berliner-kurier.de/polizei-j ... 52120.html und hier http://www.berliner-kurier.de/kiez-stad ... 58548.html:

- 130 930 Verkehrsunfälle gab es im Jahr 2013 auf Berlins Straßen. Statistisch wird die Polizei also alle vier Minuten zu einem Crash gerufen.
- 1400 Unfälle unter Alkoholeinfluss, fünf Menschen starben (insgesamt ließen 37 Menschen auf Berlins Straßen ihr Leben). Damit ist Berlin trotz der ungeheuren Verkehrs-Dichte in manchen Bezirken im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands weniger lebensgefährlich. Zum Vergleich: Im Jahr 2006 waren es noch 74 Tote.
-> Das heisst etwas über 1% der Verkehrsunfälle passieren unter Alkoholeinfluss - da hätte ich ehrlich gesagt deutlich höhere Werte erwartet...

- Alle 2 Stunden verunglückte ein Radfahrer -> das bedeutet pro Jahr 4380 Unfälle mit Radfahrern, das wären grob 3% aller Verkehrsunfälle. Auch hier hätte ich aus dem Bauch raus mehr erwartet - wir erinnern uns: 15% aller Wege in Berlin werden mit dem Rad zurückgelegt.
- Mehr als 3,9 Millionen Knöllchen haben Berlins Polizisten und Ordnungsamts-Mitarbeiter im vergangenen Jahr ausgestellt - statistisch mehr als ein Bußgeldbescheid pro Einwohner. Dabei kamen rund 70 Millionen Euro Bußgelder zusammen.
- Die überwiegende Mehrzahl der Bußgelder (2,8 Millionen) traf Falschparker. Knapp 800.000 Knöllchen kassierten Raser. Mit großem Abstand folgen Bußgelder bei Unfällen, roten Ampeln, abgelaufenem TÜV.

Alle Zahlen aus den genannten Artikeln, für die Richtigkeit kann ich daher nicht gradestehen... ;-)
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Re: Radfahren in Berlin

Beitrag von derMac »

berlinonaut hat geschrieben:Allein im Jahr 2013 wurden stadtweit 26 513 Fälle von Fahrraddiebstahl angezeigt, die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung von Experten noch deutlich höher liegen.
D.h., wenn man mal annimmt, jeder Einwohner Berlins hätte ein Fahrrad, dass statistisch in einem Jahr ca. jedem 130. Einwohner das Fahrrad geklaut wird (und das noch ohne Dunkelziffer). Das ist schon ganz schön heftig. Das ist doch ein sehr gutes Verkaufsargument für Falträder, die kann man sehr viel besser vor Diebstahl schützen.

Mac
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