Quelle: http://www.berlin.de/ba-friedrichshain- ... &options=4Die Bezirksverordnetenversammlung beschließt:
Das Bezirksamt wird beauftragt, sich zukünftig in seinem Verwaltungshandeln an folgende Leitlinien zu halten:
1. Sichere Spuren für Räder: Auf allen Hauptstraßen (übergeordneter Verkehr) sind Radstreifen einzurichten.
2. Entschleunigung: Dort wo PKWs und Räder die Straßen ohne räumliche Trennung gemeinsam nutzen, muss der motorisierte Verkehr zugunsten des Radverkehrs langsamer (z. B.: durch Fahrradstraßen) werden - und damit leiser, weniger gefährlich und unattraktiver.
3. Vorfahrt für Fahrräder: Fahrradstraßen haben vor anderen Nebenstraßen Vorfahrt.
4. Freiräume schaffen: Wir wollen den Flächenverbrauch des motorisierten Individualverkehrs zugunsten umweltverträglicher Verkehrsträger verlagern.
5. Wege attraktiver machen: Straßen mit Kopfsteinpflaster sind nach Bauarbeiten mit Radstreifen auszustatten, die eine glatte Oberfläche haben<.
6. Benachteiligung beseitigen: Damit Radfahrerinnen und Radfahrer beim Linksabbiegen nicht benachteiligt werden und im Gegensatz zu allen anderen Fahrzeugen nicht zwei Ampelphasen brauchen, werden Wegführungen und Ampelschaltungen entsprechend eingerichtet. (Beispiel: Alexanderplatz: Karl-Liebknechtstraße links in die Alexanderstraße)
7. Gleiches Recht für alle: Bei Baustellen wird der Radverkehr obligatorisch mit eigenen Spuren auf der Straße umgeleitet - genau so wie der Autoverkehr. Ausgeschlossen sind Umleitungen über Gehwege. (Negativbeispiel: Köpenicker Straße beim Umbau auf der Oberbaumbrücke)
8. Nicht mal vorübergehend: Radstreifen und -wege werden nicht ohne qualitativ gleichwertigen Ersatz dem motorisieren Verkehr übertragen - auch nicht bei kurzfristigen Baustellen. (Negativbeispiel: Köpenicker Straße beim Umbau auf der Oberbaumbrücke)
9. Überholen ermöglichen: Radstreifen und Radwege werden so breit angelegt, dass Räder einander ohne Probleme überholen können - auch wenn sie beispielsweise einen breiteren Kinderanhänger haben.
10. Unfallschwerpunkte abbauen: Die Kreuzungen, bei denen der Radverkehr häufig in Unfälle verwickelt ist, werden mit Priorität umgebaut.
11. Nicht aufs Glatteis schicken: Alle Radwege und -streifen werden im Winter von Schnee und Eis geräumt.
12. Risiko bei Schienen entschärfen: Auf Straßen mit Bahnverkehr werden die Fahrradstreifen deutlich sichtbar in die Mitte der Schienen verlegt.
13. Freie Fahrt auf Radstreifen: Das Ordnungsamt geht aktiv gegen Fahrzeuge vor, die in der zweiten Reihe und auf Fahrradstreifen parken.
14. Schutzraum schützen: Wo immer möglich sind Radstreifen durch durchgezogene Linien (statt nur durch gestrichelte) zu schützen. Dort wo Radstreifen häufig zugeparkt werden (könnten), sind sie baulich zu schützen, z.B.: durch Poller, Bordsteine oder ähnliches.
15. Parkplätze schaffen: Der Bezirk richtet immer dort, wo Bedarf besteht, sichere Fahrradabstellplätze in Form von so genannten Kreuzberger Bügeln oder Grünen Radparkplätzen ein.
16. Fußwege freihalten: Haben Gehwege eine Tiefe von weniger als zwei Metern, werden Radparkplätze nach Möglichkeit auf der Straße angelegt.
17. Breite Bikes berücksichtigen: Hindernisse zur Verkehrsberuhigung sind so anzulegen, dass Lastenräder mit drei Rädern oder Fahrräder mit Kinderanhängern nicht behindert werden.
18. Unnötige Sperrungen vermeiden: Wird der Belag neben Radstreifen und -wegen aufgerissen, muss der Aushub auch neben der Fahrradstrecke gelagert werden.
19. Baustellen für Fortschritt nutzen: Bei Baumaßnahmen z.B. durch BVG oder Wasserbetriebe wird die Verkehrsinfrastruktur mindestens zugunsten des Radverkehrs verbessert; der alte Status Quo wird nicht wieder hergestellt.
Dem Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Verkehr und Immobilien ist im März 2013 zu berichten.
Das war im Oktober 2012. Passiert ist seitdem: (Fast) nix.*
Punkt 9. z.B. deutet btw. ja bereits in Richtung deutlich breiterer Radstreifen als bisher üblich, vor allem unter Berücksichtigung der vorgesehenen Überholabstände. Also theoretisch - in der Praxis ist davon wie gesagt nix zu bemerken...
* fast nix: passiert ist ausser dem bereits hier im Thread thematisierten Umbau des Moritzplatzes der Umbau der Warschauer Strasse - das war auch bitter nötig, zum Radfahren war das ein ziemlicher Horror:
Natürlich hat der Bezirk die Neugestaltung nicht aus Bosheit beschlossen. Auf der Warschauer Straße kommen sich Autos, Radler und Fußgänger oft ins Gehege. In drei Jahren gab es 500 Unfälle mit 92 Verletzten. Dass es teilweise gar keine Radwege gab, versetzte viele Radler in Angst.
Quelle: http://www.berliner-kurier.de/berlin/wa ... eu-1435012Am 1. September startet der Radikal-Umbau der Straße (2,3 Mio. Euro), über die täglich 40.000 Autos rollen. (...) Trotzdem fallen auf dem betroffenen Stück zwischen Frankfurter Tor und Marchlewskistraße 120 von 140 Parkplätzen weg.
Besonders hart trifft es die Fahrtrichtung zur Warschauer Brücke. Auf zwei je drei Meter breite Spuren für Auto- und Busverkehr kommen ein Rad-Streifen (2 Meter) und ein Gehweg (6 Meter).
Los ging es mit dem Umbau im September 2015 - beschlossen wurde das aber schon fünf Jahre vorher, nämlich 2010, also Jahre vor dem obigen Beschluss der Bezirksversammlung: http://www.morgenpost.de/berlin/article ... plant.html
Details zum Umbau gibt es hier: http://www.umbau-warschauer-strasse.de/
Abgesehen davon merkt man von der Handlungsanweisung für die Verwaltung nichts und schon gar nicht, dass sich irgendwer um zweite-Reihe- oder Radwegparker kümmern würde. Wer je in Berlin war kann über die berlinweit (!) 10.396 Strafzettel 2014 [1] wegen Parkens in zweiten Reihe oder in Ladezonen, auf Rad- und Busspuren nur lachen. Ohne sich übertrieben anzustrengen könnte man die vermutlich in wenigen Tagen allein in Kreuzberg verteilen...
[1] http://www.tagesspiegel.de/berlin/parks ... 46162.html