Re: Was bedeutet "Optimierung"?
Verfasst: Mo Sep 15, 2014 3:16 pm
Und ich sehe es genauso wie Mac. Aber eben auch von der Wortherkunft: Optimieren sollte etwas mit einem Optimum zu tun haben, ein Optimum ist extremal, kann also per Definition nicht weiter verbessert (oder optimiert werden).Pibach hat geschrieben:Also bei Mac verstehe ich, dass er zwischen "Verbessern" und "Optimieren" differenzieren will, weil er es nicht so mag, dass 2 Begriffe das selbe bedeuten. Da kann ich gut zustimmen. Nun könnte man mal überlegen, was denn genau eine "Optimierung" kennzeichnet. Das tatsächliche Erreichen eines Optimums kann das aber, wie gesagt, nicht sein.derSammy hat geschrieben: so ein bissl frage ich micht, ob du uns nicht verstehen willst?
(lokal) Maxima/Minima werden in der Mathematik als (lokale) Optima bezeichnet. Eine wesentliche Frage besteht darin, ob ein lokales Optimum ein globales ist und ggf. welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.Pibach hat geschrieben:Der Mathematiker sucht lokale Minima/Maxima.Lass dir sagen, dass in der Mathematik ein Optimierungsproblem klar dadurch definiert ist, dass man das Optimum einer (skalaren) Zielfunktion sucht.
Dass das irgendwas mit einem Optimum in der Realität zu tun hat, behandelt der Mathematiker dagegen gar nicht (das ist Teil der Modellbildung).
Ob die Zielfunktion (und die Randbedingungen) die Realität ausreichend gut beschreiben, das ist eine Frage der Modellbildung.
Ich habe wie gesagt nicht bestritten, dass der Begriff eventuell so verwendet wird. Dennoch finde ich das nicht gut, da dem Wortsinne nicht wirklich entsprechend. Daher finde ich den Begriff "Optimierensprozess" auch nicht gut, da viele in der Praxis auf Verbesserungen abzielende Verfahren (die du wohl mit "ausprobieren" meinst) eben nicht mit dem Finden eines Optimums enden (können).Pibach hat geschrieben: Ansonsten wird der Bergriff Optimierung auch angewendet, wenn die Bewertungsfunktion nicht so klar ist. Relevant ist lediglich, dass eine Bewertung stattfindet, oder noch allgemeiner, irgendeine Rückkopplung den Prozess ausrichtet. Sehr häufig geht das nur durch ausprobieren. Das ist das Wesen vieler Optimierungsprozesse. Das ist doch wohl offensichtlich, oder nicht?
Ich finde merkwürde Evolution als Optimierung zu bezeichnen. Noch viel merkwürdiger empfinde ich, dass dies gar ein "Paradebeispiel" dafür sein soll. Ich habe das noch nie in dem Zusammenhang gehört.Pibach hat geschrieben:Also halten wir erst noch mal fest, was gesichert ist (auch wenn ich mich hier wieder wiederhole): bei der Evolution spricht man von Optimierung. Ja sie ist sogar das Paradebeispiel für Optimierung. Wenn Du das umdefinieren möchtest, dann ist das zunächst mal merkwürdig.Denke mal drüber nach, worin sich deiner Meinung nach ein dynamischer Prozess wie die Evolution von einem dynamischen Prozess wie dem Wetter unterscheiden.
Wo gibt es eine solche Bewertung bei der Evolution? Ich wurde noch nie als Juror eingeladen.Pibach hat geschrieben: Beim Wetter hat man paar Unterschiede:
Es gibt da normalerweise keine Bewertung oder zielführende Rückkopplung, sondern immer wiederkehrende, chaotische Phänomene. Das ganze konvergiert nicht in sukzessiven Schritten.
Und was ist das Ziel bei der Rückkopplung in der Evolution?
Chaos können wir mal außen vorlassen. Das ist eine Eigenschaft eine Prozesses, hat mit Optimieren aber auch nach deiner Auffassung nichts zu tun, oder?
Ach ja, Evolution konvergiert auch nicht, zumindest ist da in den letzten paarhundert Millionen Jahren weder ein Gleichgewichtszustand, noch ein stabiler Gleichgewichtszyklus zu erkennen (und schon deshalb würde ich nicht von Evolution sprechen).
Richtig, Wetter ist in jeglicher Hinsicht ein in sich gekoppeltes System: Luft strömt von hohem Druck zu niedrigem Druck, Wolken führen zu Abschattungen, hohe Luftfeuchte und Temperaturabfall führen zu Niederschlag. Ich sehe in den Mechanismen keinen qualitativen Unterschied zur Evolution.Pibach hat geschrieben: Teilweise gibt es aber interessante Rückkopplungen, so dass obiges doch besteht. Bei einigen selbststabilisierenden Kreisläufe (z.B. CO2-Kreislauf stabilisiert irgendwie die globale Temperatur) scheint es fast wundersam, dass gewisse Ziele erreicht werden. Da gelangt man in Grauzonen, was man noch "Optimierung" nennen würde. Man spricht z.B. auch von kosmischer Evolution, und dem System Erde als weitgehend optimiert - für das "Ziel", der Entstehung von Leben.
Im Prinzip lässt sich alles so beschreiben. Das wäre also kein Abgrenzungskriterium.[/quote]Beides lässt sich im Wesentlichen durch eine partielle Differentialgleichung (mit stochastischen Störungen, Gedächtnis, usw. - komplex aber im Prinzip vergleichbar) beschreiben,
Gut, dann die Gegenfrage: Wie muss ein Prozess aussehen, so dass er nach deiner Auffassung in die Rubrik "Optimierung" fällt?