Mein erster Falter / Porträt
Verfasst: Mi Jan 14, 2015 6:58 pm
Könnt ich mein Leben noch einmal leben - hätte ich dann ein anderes Faltrad gekauft?
Diese für die Entwicklung und den Fortbestand der klappradelnden Menschheit entscheidende Frage wollte ich mir und den anderen hier im Forum schon immer mal stellen. Die hoffentlich zahlreichen Antworten und Anekdoten werden ja sicher nicht nur mich und die Alteingesessenen dieses Forums beruhigen, dass es neben ihnen noch andere unbelehrbare Spinner gibt, sondern auch dem einen oder anderen Neueinsteiger helfen leichter eine eigene Entscheidung zu fällen und später auch vor sich und anderen zu rechtfertigen.
Viele werden sich im Laufe des Lebens gefragt haben, ob sie irgend eine Entscheidung anders getroffen hätten, wenn sie damals schon gewusst hätten, was sie heute wissen. Mir geht es so, dass ich in manchen Dingen darauf schlicht keine Antwort habe und mir in einigen Fällen klar ist, dass ich nur die erste Entscheidung (einer längeren Kausalkette) anders getroffen hätte. Ob das Ergebnis (der Folgeentscheidungen) mir dann gefallen hätte - dass kann ich auch mit dem heutigen Wissen nicht beantworten. Aber hier soll es ja "nur" um Falträder gehen. (nicht um die Laufbahn oder zwischenmenschliche Beziehungen).
Fragen wollte ich:
Hast Du dein erstes Faltrad spontan oder nach gründlicher Überlegung gekauft?
Was gab den Ausschlag für genau diese Wahl?
Hast Du andere im Vorfeld um Rat gefragt?
Und war dieser Rat hilfreich für deine Entscheidung?
Wenn die Auswahl die gleiche wäre, wie damals - würdest Du heute eine andere Entscheidung treffen?
Wenn ja, warum?
Bereust Du die damalige Wahl?
Ich fange mal an
2002 hatte ich das Bedürfnis ein Rad im Zug mitzunehmen. Es hätte mir auf bequeme Art erlaubt, ein Ziel zu erreichen, dass nur 2 Km von einer Bahnstation einer Regionalbahn entfernt war. Das war damals auf dieser Zuglinie nicht erlaubt. (Und wäre mit einem normalen Rad auch nicht praktikabel gewesen). Es war der Anlass über die Anschaffung eines 4. Fahrrades für diesen speziellen Einsatz nachzudenken. (ein Reiserad, ein Rennrad und ein Einkaufs/Gästerad gab es schon).
Auslöser das jetzt auch umzusetzen, war ein Artikel eines Pendlers in der "Rad im Pott", der ein Faltrad im Alltag benutzte. Wir haben im Ruhrgebiet eine gut ausgebaute ÖPNV Infrastruktur - lediglich bei den letzten Meilen hapert es. Und wir hatten und haben eine Unmenge Insellösungen in den Grenzgebieten der einzelnen Städte, die sich scheinbar gegenseitig nicht leiden können. (Oder wo die Politik und ihre selbsternannten Eliten nicht kapieren, dass die Bevölkerung auch, beruflich wie privat, in die Nachbarstädte pendelt und pendeln möchte)
Solche Probleme kennt der Autofahrer und auch der Faltradfahrer nicht. Letzterer fährt dann einfach an mit der Tram oder dem Bus an die Stadtgrenze und die letzten Meilen zum Ziel mit dem Rad. Oder nutzt die Eisenbahn und fährt mit dem Rad an die Stadtgrenze, die selten mehr als 8 Km von der zentralen Bahnstation entfernt ist.
So ein Rad wollte ich damals. Es sollte einigermaßen schick sein, solide gebaut, gute Bremsen haben, allwettertauglich und nicht so groß sein. (wg. Mitnahme im Bus). Es gab eigentlich nur 3 - 4 Räder, die in die engere Wahl kamen. Das Birdy war mir zu teuer, das Brompton empfand ich als zu hässlich und antiquiert (gab es genau in der Zeit auch nur noch mit 3 Gängen, weil Sturmey Archer gerade pleite war).
Andere im Internet fragen war 2001 noch nicht so "in". Birdyaner und Bromptonauten gab es schon, sie waren damals ausgesprochen selbstverliebt und miteinander "verfeindet". Da war keine neutrale Kaufhilfe zu erwarten. Den Ausschlag gab schlicht mein Lieblingsfachhändler der seinen Schwerpunkt bei der Firma Herkules hatte. Die war gerade von Batavus übernommen worden und so hat es ein erstes Batavus Faltrad ins Schaufenster meines Radhändlers geschafft.
Kosten sollte es 1600 DM. Das war es mir damals wert. (Nexus 4 Gang/Zahnriemenantrieb/ V-Brakes/ 16 Zoll Reifen/Hinterbaufederung/Faltpedale/Lichtanlage Hinterbau und Gabel aus Stahl)
Die damaligen Dahons und die anderen Billigräder sind nach einer ersten Testfahrt gleich wieder ausgeschieden. Viel zu schrottig und wackelig.
Wenn die Auswahl die gleiche wäre, wie damals - würdest Du heute eine andere Entscheidung treffen?
Ja, dann hätte ich ein Birdy (Touring) oder ein Bike Friday gekauft. Aber damals wusste ich noch nicht, dass ich mit dem Ding mehr machen wollte als gelegentlich in der Stadt umher fahren. Daher war ich auch nicht bereit mehr Geld für so ein "Gelegenheitsrad" auszugeben. Der Versuch es später tourentauglich zu machen war sehr aufwändig, extrem teuer, und letztlich erfolglos, wenn man die Fahreigenschaften und Zulademöglichkeiten von Birdy und Bike Friday oder der heutigen besseren Tern Räder ("P" Serie ) dagegen hält. Hätte es die heutigen Bromptons (6 Gang - Tourenlenker, Hinterbau-Arretierung) schon gegeben, wäre das vermutlich damals die beste Lösung gewesen.
Nein, bereuen würde ich nicht sagen. Aus der damaligen Sicht war das in Ordnung. Ich wollte ja keinen Konkurrenten für mein Reiserad. Den Gedanken hat die Bahn mit der Abschaffung des Interregio eigentlich erst hervorgerufen.
Ich hab bei meinen Umbauversuchen und den ersten Faltradtouren eine Unmenge von guten und schlechten Erfahrungen gesammelt, die mir heute zugute kommen. Der Umbau auf eine 7 Gang Nabe und anschließend noch für 400 Euro ein Schlumpf Getriebe nachzurüsten war natürlich Wahnsinn - hat aber Spaß gemacht und mir zu etlichen schönen Touren Erlebnissen verholfen.
2005 stand ich vor der Wahl "weiter ohne Auto" oder Auto erben und fahren. Ich hab mich für ein "gescheites touren-taugliches" aber auch zum Pendeln nutzbares Faltrad entschieden. Es ist dann ein Birdy Rohloff geworden - weil mir der (damalige) Support von Bike Friday in Deutschland nicht (mehr) gefiel und ich keine Lust hatte für jeden Mist was im Ausland bestellen zu müssen.
Nach einem Jahr hab ich mich dann von Rennrad und Reiserad getrennt, weil sie kaum noch zum Einsatz kamen.
Dass ein Birdy weder das kleinste Faltmaß, noch die höchste Zuladung (Gepäck) aller Falträder hat, war mir vorher klar. Mit dem Kompromiss konnte und kann ich leben. Ich wusste ja durch die Erfahrungen mit meinem ersten Falter recht gut, was ich wollte und was nicht. Für mich ging mit dem 28 Zoll Reiserad ohnehin auch die Zeit des Campingurlaubs mit Zelt und Schlafsack zu Ende. Ich schätze dafür um so mehr die "Bett + Bike" Unterkünfte. Da reichen mir das Volumen und die möglichen 25 Kilo Zuladung (mit Lowrider und HR Taschen) meines Birdy völlig aus. Ansonsten wird der Radical Cyclone Hänger angekoppelt.
Es ist nach wie vor mein Lieblingsfahrrad, hat meine damaligen Erwartungen voll erfüllt, auch wenn ich noch weitere Falträder gekauft habe. Dies auch um die Belastungen des Alltags nicht auf ein einziges Rad abzuwälzen.
Diese für die Entwicklung und den Fortbestand der klappradelnden Menschheit entscheidende Frage wollte ich mir und den anderen hier im Forum schon immer mal stellen. Die hoffentlich zahlreichen Antworten und Anekdoten werden ja sicher nicht nur mich und die Alteingesessenen dieses Forums beruhigen, dass es neben ihnen noch andere unbelehrbare Spinner gibt, sondern auch dem einen oder anderen Neueinsteiger helfen leichter eine eigene Entscheidung zu fällen und später auch vor sich und anderen zu rechtfertigen.
Viele werden sich im Laufe des Lebens gefragt haben, ob sie irgend eine Entscheidung anders getroffen hätten, wenn sie damals schon gewusst hätten, was sie heute wissen. Mir geht es so, dass ich in manchen Dingen darauf schlicht keine Antwort habe und mir in einigen Fällen klar ist, dass ich nur die erste Entscheidung (einer längeren Kausalkette) anders getroffen hätte. Ob das Ergebnis (der Folgeentscheidungen) mir dann gefallen hätte - dass kann ich auch mit dem heutigen Wissen nicht beantworten. Aber hier soll es ja "nur" um Falträder gehen. (nicht um die Laufbahn oder zwischenmenschliche Beziehungen).
Fragen wollte ich:
Hast Du dein erstes Faltrad spontan oder nach gründlicher Überlegung gekauft?
Was gab den Ausschlag für genau diese Wahl?
Hast Du andere im Vorfeld um Rat gefragt?
Und war dieser Rat hilfreich für deine Entscheidung?
Wenn die Auswahl die gleiche wäre, wie damals - würdest Du heute eine andere Entscheidung treffen?
Wenn ja, warum?
Bereust Du die damalige Wahl?
Ich fange mal an
2002 hatte ich das Bedürfnis ein Rad im Zug mitzunehmen. Es hätte mir auf bequeme Art erlaubt, ein Ziel zu erreichen, dass nur 2 Km von einer Bahnstation einer Regionalbahn entfernt war. Das war damals auf dieser Zuglinie nicht erlaubt. (Und wäre mit einem normalen Rad auch nicht praktikabel gewesen). Es war der Anlass über die Anschaffung eines 4. Fahrrades für diesen speziellen Einsatz nachzudenken. (ein Reiserad, ein Rennrad und ein Einkaufs/Gästerad gab es schon).
Auslöser das jetzt auch umzusetzen, war ein Artikel eines Pendlers in der "Rad im Pott", der ein Faltrad im Alltag benutzte. Wir haben im Ruhrgebiet eine gut ausgebaute ÖPNV Infrastruktur - lediglich bei den letzten Meilen hapert es. Und wir hatten und haben eine Unmenge Insellösungen in den Grenzgebieten der einzelnen Städte, die sich scheinbar gegenseitig nicht leiden können. (Oder wo die Politik und ihre selbsternannten Eliten nicht kapieren, dass die Bevölkerung auch, beruflich wie privat, in die Nachbarstädte pendelt und pendeln möchte)
Solche Probleme kennt der Autofahrer und auch der Faltradfahrer nicht. Letzterer fährt dann einfach an mit der Tram oder dem Bus an die Stadtgrenze und die letzten Meilen zum Ziel mit dem Rad. Oder nutzt die Eisenbahn und fährt mit dem Rad an die Stadtgrenze, die selten mehr als 8 Km von der zentralen Bahnstation entfernt ist.
So ein Rad wollte ich damals. Es sollte einigermaßen schick sein, solide gebaut, gute Bremsen haben, allwettertauglich und nicht so groß sein. (wg. Mitnahme im Bus). Es gab eigentlich nur 3 - 4 Räder, die in die engere Wahl kamen. Das Birdy war mir zu teuer, das Brompton empfand ich als zu hässlich und antiquiert (gab es genau in der Zeit auch nur noch mit 3 Gängen, weil Sturmey Archer gerade pleite war).
Andere im Internet fragen war 2001 noch nicht so "in". Birdyaner und Bromptonauten gab es schon, sie waren damals ausgesprochen selbstverliebt und miteinander "verfeindet". Da war keine neutrale Kaufhilfe zu erwarten. Den Ausschlag gab schlicht mein Lieblingsfachhändler der seinen Schwerpunkt bei der Firma Herkules hatte. Die war gerade von Batavus übernommen worden und so hat es ein erstes Batavus Faltrad ins Schaufenster meines Radhändlers geschafft.
Kosten sollte es 1600 DM. Das war es mir damals wert. (Nexus 4 Gang/Zahnriemenantrieb/ V-Brakes/ 16 Zoll Reifen/Hinterbaufederung/Faltpedale/Lichtanlage Hinterbau und Gabel aus Stahl)
Die damaligen Dahons und die anderen Billigräder sind nach einer ersten Testfahrt gleich wieder ausgeschieden. Viel zu schrottig und wackelig.
Wenn die Auswahl die gleiche wäre, wie damals - würdest Du heute eine andere Entscheidung treffen?
Ja, dann hätte ich ein Birdy (Touring) oder ein Bike Friday gekauft. Aber damals wusste ich noch nicht, dass ich mit dem Ding mehr machen wollte als gelegentlich in der Stadt umher fahren. Daher war ich auch nicht bereit mehr Geld für so ein "Gelegenheitsrad" auszugeben. Der Versuch es später tourentauglich zu machen war sehr aufwändig, extrem teuer, und letztlich erfolglos, wenn man die Fahreigenschaften und Zulademöglichkeiten von Birdy und Bike Friday oder der heutigen besseren Tern Räder ("P" Serie ) dagegen hält. Hätte es die heutigen Bromptons (6 Gang - Tourenlenker, Hinterbau-Arretierung) schon gegeben, wäre das vermutlich damals die beste Lösung gewesen.
Nein, bereuen würde ich nicht sagen. Aus der damaligen Sicht war das in Ordnung. Ich wollte ja keinen Konkurrenten für mein Reiserad. Den Gedanken hat die Bahn mit der Abschaffung des Interregio eigentlich erst hervorgerufen.
Ich hab bei meinen Umbauversuchen und den ersten Faltradtouren eine Unmenge von guten und schlechten Erfahrungen gesammelt, die mir heute zugute kommen. Der Umbau auf eine 7 Gang Nabe und anschließend noch für 400 Euro ein Schlumpf Getriebe nachzurüsten war natürlich Wahnsinn - hat aber Spaß gemacht und mir zu etlichen schönen Touren Erlebnissen verholfen.
2005 stand ich vor der Wahl "weiter ohne Auto" oder Auto erben und fahren. Ich hab mich für ein "gescheites touren-taugliches" aber auch zum Pendeln nutzbares Faltrad entschieden. Es ist dann ein Birdy Rohloff geworden - weil mir der (damalige) Support von Bike Friday in Deutschland nicht (mehr) gefiel und ich keine Lust hatte für jeden Mist was im Ausland bestellen zu müssen.
Nach einem Jahr hab ich mich dann von Rennrad und Reiserad getrennt, weil sie kaum noch zum Einsatz kamen.
Dass ein Birdy weder das kleinste Faltmaß, noch die höchste Zuladung (Gepäck) aller Falträder hat, war mir vorher klar. Mit dem Kompromiss konnte und kann ich leben. Ich wusste ja durch die Erfahrungen mit meinem ersten Falter recht gut, was ich wollte und was nicht. Für mich ging mit dem 28 Zoll Reiserad ohnehin auch die Zeit des Campingurlaubs mit Zelt und Schlafsack zu Ende. Ich schätze dafür um so mehr die "Bett + Bike" Unterkünfte. Da reichen mir das Volumen und die möglichen 25 Kilo Zuladung (mit Lowrider und HR Taschen) meines Birdy völlig aus. Ansonsten wird der Radical Cyclone Hänger angekoppelt.
Es ist nach wie vor mein Lieblingsfahrrad, hat meine damaligen Erwartungen voll erfüllt, auch wenn ich noch weitere Falträder gekauft habe. Dies auch um die Belastungen des Alltags nicht auf ein einziges Rad abzuwälzen.