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Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Alles zum Thema Faltrad/Rad.
EmilEmil
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Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von EmilEmil »

Wenn man auf diesen Blog stößt:
https://www.mantel.com/blog/de/fahrrad- ... e-vorteile
könnte man meinen, schnell die Kette gegen den Riemen wechseln, und viele Probleme mit dem Antrieb des Radls sind gelöst. Zitat:
"Fahrrad mit Riemenantrieb – Die Vorteile eines Fahrrads ohne Fahrradkette"
1) Belt Drive ist einfach zu warten
2) Ein Belt Drive ist sehr leicht
3) Ein Fahrrad mit Riemenantrieb hört man nicht!
4) Mit einem Fahrrad mit Riemenantrieb kannst du schneller fahren
5) Der Riemenantrieb ist nicht teuer
Draufsetzen, Losfahren und die Wartung vergessen stimmt einfach nicht. Leichter als ein Kettenantrieb ist ein Zahnriemen schon. Wer aber eine Getriebenabe hat und die Aussparungen des Antreibers für Stahlritzels für Aluminium-Riemen-Scheiben benutzt, erleidet Schiffbruch bzgl. der Festigkeit. Eine vergleichbare Konfiguration (Getriebenabe sogar mit Chainglider !) hört man auch nicht. Der Riemenantrieb ist ca. 5 mal so teuert !
Und das übrig gebliebene Argument Nr. 4: Da geht es um den Wirkungsgrad. Prof. Hinzen von der Uni Trier hatte da ein Diagramm (Messungen aus 2012) veröffentlicht, wo der Riemenantrieb bei Leistungen um 200 [W] gegenüber der Kette die Nase ganz leicht vorn hatte (Bei abgesenkter Riemen-Vorspannkraft !).
Inzwischen hat der Prof neuere Messungen (2016) herausgegeben, bei denen unter allen Bedingungen im Wirkungsgrad der Riemen vs. der Kette zurückbleibt.
In der zitierten Publikation (s.o.) gibt es einen Kommentar, Zitat :
Wolf R.
21 Oktober 2018 at 19:58
Mit Riemenantrieb kann man schneller fahren? Wie kommen Sie darauf?
Wissenschaftliche Test in der Uni Trier von 2016 haben ergeben, dass der Riementrieb immer einen deutlich höheren Reibungsverlust hat als der Kettentrieb. Lt. Prof. Hinzen fährt beim Riemen immer eine ungewollte Bremse mit.
Wenn Sie Ihre Kunden nicht bewusst falsch informieren wollen, müssten Sie den Beitrag ändern.
Reply

Ich hätte da gern die veröffentlichen Meßergebnisse und Nichts aus zweiter Hand. Wer kann da helfen ?
Weiter hätte ich gern gewußt, ob jemand schon mal den gleichen Antrieb einmal Riemen, einmal Kette im Leerlauf vorwärts und rückwärts hat laufen lassen und dabei die Antriebsleistung (Elektromotor ?) gemessen hat.

MfG EmilEmil
Zuletzt geändert von EmilEmil am Mi Mär 04, 2020 9:41 am, insgesamt 2-mal geändert.
Ch.Bacca
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alts Lied und neue Fakten ?

Beitrag von Ch.Bacca »

Das Thema hatten wir ja schon öfter. Nach meinem Eindruck sind die praxisrelevanten Unterschiede wohl einigermaßen gering. Umso verbissener wird argumentiert. Sowohl bei Ketten- als auch bei Riemenjüngern sind mitunter absurd konstruierte Behauptungen dabei. Ich sehe nur einen ganz klaren Unterschied und der geht zugunsten des Kettenantriebs aus: etwas Vergleichbares wie eine Kettenschaltung geht mit Riemen nicht.

Ich persönlich bevorzuge Kettenantrieb. Trotzdem hab ich mal versucht unvoreingenommen die Bruchlasten und Nennlasten eines Riemenantriebs herauszubekommen. Die Hersteller schweigen sich darüber aus, was ich als sehr unseriös empfinde. Zu Industrieriemen und Fahrradketten findet man solche Angaben.
EmilEmil
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von EmilEmil »

Ja, der Riemen ist auf Eingang oder Getriebenabe angewiesen. So etwas wie Kettenschaltung geht gar nicht. Und eine Getriebenabe hat neben den Verlusten des primären Kettentriebs immer noch den Verlust wenigstens einer Verzahnung (Außer im 1:1 Gang, in diesem Gang kann eine Getriebenabe besser sein als eine Kettenschaltung !). Wenn dann noch ein Verlust-Riemen-Statt-Kette dazu käme, sollte man noch die NuVinci-Nabe einbauen, damit sich der Verlust richtig lohnt :D :mrgreen: :D . Auch die Prof-Hinzen- Ergebnisse von 2012 gaben ja nur einen schmalen Wirkungsgrad- Vorteil für den Riemen bei ca. 200 [W} aus. 200 [W] stehen denen, die den Riemen verfechten, mehrheitlich nicht zur Verfügung. Unterwegs beim Reifen-Plattfuß gibt es in Punkto Riemen auch viel größere Schwierigkeiten. Da er 5-fach teurer ist als eine Kette, taugt er immerhin noch für die Eisdiele, besser vor die Eisdiele.
Übrigens, die Kette hat mit den Rollen etwas, das dem Riemen abgeht: Beim Einschwenken auf ein Kettenrad sorgen diese Rollen für geringere Reibung (Um den zweifelhaften Begriff "Rollreibung" zu vermeiden !) als Systeme, die auf Gleitreibung angewiesen sind wie der Riemen.
Trotzdem bin an exakter Information (Prof-Hinzen-Ergebnisse 2016) interessiert. Das kann nie schaden !

MfG EmilEmil
bergauf
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von bergauf »

Wie ist eigentlich im Alltag die Schmutzentwicklung bei Riemen?
Eine Kette macht irgendwann schwarze Flecken, wenn sie irgendwas berührt. Vermutlich sind Riemen da nicht so kritisch, aber ich hab' keine eigene Erfahrung.

bergauf
EmilEmil
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von EmilEmil »

Eine ganze Ecke weniger schlimm als eine Kette, aber gepflegt werden (Entfernen von äußerlich anhaftenden Dreck) muß ein Riemen auch. Die Kette kann gekapselt werden (Z B. Chainglider) und übertrifft den Riemen dann in der Sauberkeit.

MfG EmilEmil
EmilEmil
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von EmilEmil »

Der hier schon besprochene Betreiber der "Radlager"-Seite im Internet hat sich an Prof. Hinzen gewandt, um eine Stellungnahme zu erhalten. In der Stellungnahme korrigiert Prof Hinzen seine Ergebnisse von 2012 dirch die Ergebnisse von2016. Ein wesentlicher Unterschied im Meßaufbau sei die ambitionierte Messung mit einem pulsierenden Moment am Kurbeltrieb.
Die Ergebnisse sind wohl nicht im Netz veröffentlicht, sondern sind in ein Biuch über Maschinenelemente weingeflossen.Vgl :
ttps://www.rad-lager.de/riemenantrieb.htm
Ich zitiere dle Aussagen von Prof Hinzen : (Hier die wichtigen Aussagen zum Wirkungsgrad Kette vs. Riemen.)
"neue Messungen haben zweifelsfrei ergeben, dass die Verluste eines Zahnrimentriebes deutlich größer sind als die eines Kettentriebes.
Diese Feststellung gilt nicht nur bei Leerlauf und geringer Last, sondern auch bei hoher Last.
Ein weiterer Verlust kommt dadurch zustande, dass der Riemenzahn beim Auflaufen auf den Zahn der Riemenscheibe weitere Reibung hervorruft, die auch von der Vorspannung des Riemens abhängt.
Beim Riemenantrieb fährt ungewollt eine Bremse mit. Die Verluste durch Riemenantrieb sind mehrfach höher als bei Kette. Die genauen Ergebnisse unterliegen einer Vertraulichkeit."

MfG EmilEmil
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von alterfalter2 »

@ bergauf

..stimmt sicher alles was @EmilEmil schreibt, dennoch bin ich mit einem zahnriemenbestückten Bernds Faltrad mehr als zufrieden, der Riemen benötigt so gut wie keine Wartung. Ich fahre bei jedem Wetter, einer Antriebskette hätte ich wesentlich mehr Wartung angedeihen lassen müssen, der Riemen zeigt bisher auch keinen sichtbaren/spürbaren Verschleiß auf. Das Rad hat ein Rohloffgetriebe - ist kein Renner, dafür aber ein zuverlässiges und wartungsarmes Fahrzeug. Beim Brompton z.B. habe ich deutlich mehr Pflegeaufwand.

Gruß TIL
Ch.Bacca
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von Ch.Bacca »

Meine Kette ist sauber und der Pflegeaufwand gering.
Raffineur
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von Raffineur »

Ich fahre beides, sowohl Kette als auch Riemen, wenn auch an zwei verschiedenen Rädern, so dass ein direkter Vergleich nur bedingt möglich ist. Lediglich mein GoBike (viewtopic.php?f=49&t=4715&p=51693&hilit ... tte#p51693) fuhr ich vor dem Riemenumbau kurze Zeit mit Kette, und eine "eingebaute Bremse" ist mir danach nicht aufgefallen. Ich würde die Vor- und Nachteile beider Antriebsarten so zusammenfassen:

Kette:
+ einfach
+ kostengünstig, auch bezüglich Schaltung
+ überall erhältlich
+ eignet sich für alle Hinterbauten
- schmutzanfällig
– wartungsintensiv
- kann Hosenbeine und bei Falträdern auch Kofferräume und öffentliche Verkehrsmittel beschmutzen

Riemen:
+ wartungsarm
+ langlebig
+ verschmutzt die Hosenbeine, Kofferräume und öffentlichen Verkehrsmittel weniger
+ geringfügig leichter (hier die Berechnung für mein GoBike: kaufberatung-f39/faltrad-mit-riemen-ode ... tml#p54570)
+ eignet sich mit teilbarem Riemen ebenfalls für alle Hinterbauten, siehe viewtopic.php?f=34&t=5096&p=55954
- unteilbarer Riemen verlangt eine obenliegende Kettenstrebe oder ein Rahmenschloss
- teurer in der Anschaffung (dürfte sich aber über die Lebensdauer gerechnet wieder amortisieren)
- funktioniert nur mit Nabenschaltung, Tretlagerschaltung, Single Speed oder Fixie

Wir hatten das Thema schon mal hier: kaufberatung-f39/faltrad-mit-riemen-ode ... t4952.html. Mein dortiges Fazit gilt immer noch:
Riemen ist unter den meisten Lastzuständen geringfügig schlechter als Kette. Und auch das nur, wenn die Kette gut geschmiert ist und gerade läuft. Selbst dann ist der Unterschied so gering, dass man ihn im praktischen Fahrbetrieb nicht bemerkt. Da dürfte der Luftwiderstand durch eine aufrechte Sitzposition oder einen Reifen mit 0,5 bar weniger Luftdruck wesentlich schwerer ins Gewicht fallen. Die meisten Radler haben beides :roll:
Ergänzen würde ich noch, dass die meisten Ketten meistens zumindest leicht schräg laufen und die meisten Fahrer die Pflege grob vernachlässigen. Mir graust es, wenn ich ausgelutschte verrostete Ketten sehe :shock: Und auch das mit der Erhältlichkeit eines passenden Riemens muss man relativieren:
  • Gates ist immerhin ein multinationaler Konzern, und jeder Fahrradhändler kann dort bzw. beim Importeur einen Riemen bestellen. Ich würde halt gleich zwei nehmen, dann habe ich immer einen in Reserve. Wenn ich ängstlich bin, nehme ich ihn halt mit auf Tour. Wiegt ja nicht viel.
Was den Energieverlust (bzw. die Umwandlung in Wärme) beim Einknicken des Riemens angeht, so dürfte diese vom Riemenquerschnitt abhängen. Der Veer-Riemen ist 14 mm breit und dürfte somit schwerer laufen als ein gleich dicker Industrieriemen mit 10 mm. Aber auch diese Diskussion dürfte von eher akademischem Interesse sein.

Für mich kommen Chainglider & Co. wegen Hinterradfederung nicht in Frage. Jeder gewichtet die oben genannten und möglicherweise noch andere Vor- und Nachteile anders. Für mich ist der Riemen ganz klar das modernere und elegantere Konzept, ebenso wie ich eine High-End-Nabenschaltung (Rohloff oder Kindernay, siehe zubehoer-f32/kindernay-xiv-versus-rohlo ... t5315.html) einer Kettenschaltung vorziehe. Das ist natürlich auch eine Frage der Preisklasse und des vorgesehen Einsatzspektrums. An meinem Dahon (mein-faltrad-f49/mein-dahon-jetstream-1 ... t5358.html) werde ich die Kettenschaltung belassen, weil es jeden Tag am Bahnhof steht. Aber grundsätzlich ist das perfekte Faltrad für mich vollgefedert, riemengetrieben, nabengeschaltet und luftlos bereift.
EmilEmil
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Re: Zahnriemen vs Kette: Das alte Lied und neue Fakten ?

Beitrag von EmilEmil »

Anton Riemen-Schmied Escorial Grün ? 56 % Wirkungsgrad ?
Das alte Lied ohne neue Fakten.

MfG EmilEmil
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